>> Leider ist es immer noch der Fall, dass Menschen ein Kitz am Wegesrand liegen sehen und es mitnehmen und zum Tierarzt bringen. Dabei kann es gut sein, dass die Geiß ganz in der Nähe ist. Rehe bevorzugen natürliche Randzonen. Dort finden sie viel Nahrung, sind selbst geschützt und können gleichzeitig mögliche Gefahren früh erkennen. „Sehen, aber nicht gesehen werden“ ist die Devise. Diese Strategie nutzen auch Rehgeißen, um ihre Kitze zu schützen. Oft steht die Geiß versteckt am nächsten Waldrand und beobachtet genau ihr Kitz in der Wiese. So kann sie bei drohender Gefahr einschreiten und versuchen, ihr Kitz z. B. gegen einen Fuchs zu verteidigen. Wenn man befürchtet, das Kitz sei verlassen, sollte man es über einen längeren Zeitraum mit Abstand (mit einem Fernglas) beobachten und dann die Vermutung dem Jäger mitteilen. >> Es passiert gar nicht so selten, dass Sophie Baur und andere Kitzretter ein Kitz per Drohne orten, es mit dem Wäschekorb raustragen und für die Zeit des Mähens am Feldrand in einen Karton setzen. Und übereifrige Spaziergänger das Kitz dann wieder in die Wiese setzen. In jene, von der der Landwirt eigentlich glaubt, sie sei kitzfrei. Möglicherweise eine Tragödie! >> Kitze darf man nicht anfassen. Wenn man eines aus irgendwelchen Gründen tragen muss, immer nur auf Heu oder einem Grasbett, damit sie keine menschlichen Gerüche annehmen. >> Alle Jahre wieder: Hunde spüren Kitze auf! Auch wenn der Hund nur schnuppert, die Mutter nimmt es nicht mehr an. In der Setzzeit der Wildtiere gehören Hunde mehr noch als sonst an die Leine. Auch ohne Schild: Vernunft ist gefragt, denn im Wald und am Waldrand läuft der Hund immer Gefahr, dass der Jagdtrieb durchbricht. Auch das Argument „Aber mein Hund erwischt das Tier doch nicht“ ist Unsinn. Allein die Jagd raubt dem Tier Energie und die Geiß wird unnötig weit vom Kitz weggetrieben. >> Für Ricken und Kitze ist Jagdzeit vom 1 September bis 15. Januar. Es wäre bedauerlich, wenn eine Kultur entstehen würde, dies nicht so eng zu nehmen. Denn wer eine Ricke mit dem Jungtier auch nur „aus Versehen“ trifft, schießt dem Kind die Mutter weg.