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Mediziner wünscht: Darmspiegelung ab 40 alle fünf Jahre

von Redaktion

Das erste Mal mit 55 Jahren zur Krebsvorsorge mit Darmspiegelung? Das war lange Jahre gültiger Standard in Deutschland – auch bei völligem Wohlbefinden. Denn Krebsvorstufen, die sogenannten Polypen, und Darmkrebs sind meistens nicht zu spüren. Hinter solchen Altersgrenzen stecken aber auch wirtschaftliche Berechnungen: Ab welchem Durchschnittsalter kommt die Darmkrebs-Behandlung mit Operation und Chemotherapie teurer als die Kosten der Vorsorgespiegelung? „Eine absolute Sicherheit bietet die bisherige Altersgrenze von 55 Jahren nicht! Jüngere Patienten mit Darmkrebs schon in ihren 30ern und 40ern zählen mittlerweile leider auch zum traurigen Alltag“ sagt Prof. Bader, Chefchirurg und Darmkrebsspezialist am Isarklinikum in München. Die Zunahme von Krebsfällen vor dem 50. Lebensjahr lässt sich mit aktuellen Zahlen aus westlichen Ländern belegen: Beispielsweise ist in den USA mittlerweile jeder zehnte Darmkrebspatient jünger als 50 Jahre. Sogar in der Gruppe von 20 bis 29 Jahren wurde seit 2004 eine Zunahme der Krebsfälle um fast zehn Prozent gemessen. Wie ist das zu erklären? Privatdozent Dr. Seidl, Chef der Gastroenterologie am Isarklinikum, führt aus: „Die genauen Ursachen sind nicht bekannt, vermutlich trägt die ungesündere, fleischbetonte Ernährung und verminderte Bewegung in jungen Jahren maßgeblich dazu bei.“

Die Krankenkassen haben reagiert und das Alter der Vorsorgekoloskopie für Männer bereits auf 50 Jahre heruntergesetzt. Unstrittig ist auch, dass bei familiärer Belastung, etwa Polypen oder Darmkrebs bei Eltern oder Geschwistern, das Vorsorgealter noch weiter heruntergesetzt wird. „Viele Konzerne und Firmen bieten ihren Mitarbeitern mittlerweile die Spiegelung ab 40 Jahren an. In Anbetracht der vielen jungen Schicksale würden wir Mediziner uns das für alle wünschen – und das alle fünf Jahre“, schließt Professor Bader.

Koloskopie schadet Darmflora nicht

Je früher der Darmkrebs entdeckt wird, desto besser – aber dank der modernen Behandlungsmethoden ist auch ein fortgeschrittener Darmkrebs heute kein zwangsläufiges Todesurteil mehr. Wichtig ist es auch hier, dass man sich an spezialisierten Zentren behandeln lässt. Übrigens: Bei einer Darmspiegelung geht die so wichtige Darmflora, also die gut zwei Kilogramm Bakterien im Darm, nicht kaputt – auch wenn das als Argument gegen die Darmspiegelung durch das Internet geistert. Die Darmflora sitzt fest in der Schleimhaut und wird bei einer Darmreinigung nicht abgeführt.

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