Viele Tiere sterben einen frühen Tod

von Redaktion

UNHEILBARE HERZERKRANKUNG

>> Der Dobermann ist nicht mehr so beliebt wie in früheren Jahren: Zählte der VDH 2007 noch 757 Welpen, waren es 2020 nur noch 442. Der Dobermann-Verein hat seinen Sitz in München. Aber der Verein hat Hinweise auf die in der Dobermann-Population verbreitete Herzkrankheit DCM lange ignoriert. Die Prognose für die Rasse ist eher schwierig: So ist das Durchschnittsalter des Dobermanns nach einer britischen Studie auf nur etwas über sieben Jahre gesunken. Wo der gesunde Hund zwölf werden könnte. >> Die Abkürzung DCM steht für Dilatative Kardiomyopathie, eine nicht heilbare Herzerkrankung. Dobermänner gehören zu den am häufigsten von DCM betroffenen Rassen (darunter auch Dogge, Boxer, Irischer Wolfshund, Neufundländer). Bei ihnen verläuft die Erkrankung aber besonders aggressiv. >> Die DCM ist eine Erkrankung des Herzmuskels, bei der sich das Herz mit zunehmendem Krankheitsverlauf vergrößert und schwächer pumpt. Ab einer bestimmten Größe des Herzens schließen auch die Herzklappen nicht mehr richtig. Es gibt auch Verläufe, wo eher Herzrhythmusstörungen dominieren. Kennzeichnend ist aber immer, dass die Krankheit in Phasen verläuft. In der zellulären Phase – zwischen erstem und drittem Lebensjahr – sieht das Herz selbst für einen Tierarzt völlig normal aus. Auch in der okkulten Phase (ab etwa drei Jahren) ist der Hund symptomfrei. Dabei liegen oft schon beispielsweise Herzrhythmusstörungen vor. In dieser Phase stirbt ein Teil der Hunde am plötzlichen Herztod. Dabei hatten Tiermediziner der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität schon Ende der 1980er-Jahre eindringlich auf DCM hingewiesen. 2013 warnten die Mediziner zudem vor einem Gendefekt auf Chromosom 5. Die Krankheit ist also erblich! 2017 wurden Vorschläge veröffentlicht, wie man die Krankheit erkennen und durch Therapie hinauszögern kann. Heute müsste DCM ein Thema bei Hundekäufern sein, und wer sich für einen Dobermann begeistert, sollte nur vor Ort bei einem Züchter kaufen, der offen mit diesem Thema umgeht. „Es gibt immer noch jene Käufer, die ziemlich blauäugig oder uninformiert sind“, sagt Jan Peter Bach, Fachreferent für Tierschutz und Tiergesundheit beim VDH. Er ist sich der Problematik voll bewusst. „50 bis 63 Prozent haben die Krankheit, die vor allem deshalb tückisch ist, weil man zum Zuchtzeitpunkt ein gesundes Tier hat, die DCM erst zutage tritt, wenn bereits größere Schäden am Herzen vorliegen.“ Deswegen ist die frühzeitige Diagnostik und Therapie von immenser Bedeutung, mahnen Tiermediziner. >> Bach empfiehlt, beim dreijährigen Hund ein 24-Stunden- EKG zu machen und einen Herzultraschall. Bach relativiert das Tot-Umfallen. „Eine extra Systole macht nichts, erst wenn Rhythmusstörungen auftreten, verschärft sich das Problem. Etwa ein Drittel der Hunde fällt wirklich tot um, was natürlich traumatisch ist, weil man das kaum glauben will bei so einem kernigen Typen. Aber es gibt Hunde, die haben andere Verläufe, haben Synkopen, also einen kurzen Bewusstseinsverlust, sie fallen womöglich um und stehen wieder auf. Herzultraschall und EKG geben nach so einem Ereignis Aufschluss, man kann behandeln, Symptome reduzieren und dem Hund ein längeres Leben schenken.“ Wenn der Hund gut eingestellt ist, hat er eine bessere Chance, aber er bleibt ein kranker Hund, was man aushalten können muss! >> Eine Lösung ist nur bedingt in Sicht, nur konsequente Zuchtselektion kann die Krankheit eindämmen. „Aber es gibt eben auch diese Grauzone, wo der Hund zuchtfähig ist und pumperlgesund“, sagt Bach. Müsste man in der Zucht bis zum dritten Lebensjahr warten? Wird der Genpool zu klein, wenn man nur mit freien Tieren züchtet? >> Die Prognosen sind düster. Ohne radikale Maßnahmen wird im Jahr 2040 die europäische Dobermann- Population zu 100 Prozent an dieser Herzerkrankung leiden.

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