München – Die Auswirkungen der Corona-Zeit, in der wenig Kontakte möglich waren, sind vielfältig, sagt Professor Gerd Schulte-Körne. Corona habe dazu geführt, dass viele erkrankte Kinder und Jugendliche nicht oder sehr viel später in die Versorgung gekommen sind. Denn auch das System war überlastet. „Corona war letztlich ein Beschleuniger und Verstärker von dem, was schon vorhanden war, denn Corona hat ja keine neuen psychischen Erkrankungen geschaffen, sondern bei denen, die eh schon gefährdet waren, hat die Pandemie das Risiko erhöht“, sagt der Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Nußbaumstraße. Kinder und Jugendliche mit sozialen Ängsten empfanden es im Lockdown als Geschenk, dass sie nicht mehr raus und unter andere Menschen mussten. „Damit sind sie aber in ihrer Entwicklung gewissermaßen stehen geblieben und haben wichtige Kompetenzen im sozialen Miteinander nicht erworben, was schwer nachzuholen ist“, sagt der Psychologe. Hinzu kommt, dass manche Kinder zu viele Stunden vor dem Bildschirm und in sozialen Medien verbrachten. Schulte-Körne: „Das hat dazu geführt, dass sie eben nicht lernten, wie man es schafft, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten und zum Beispiel Freundschaften aufzubauen. Gerade die, die sozial ängstlich sind, haben in der Zeit dann gar keinen Erprobungsraum gehabt.“ svs