Ziegenfleisch ist ein gesunder Alleskönner

von Redaktion

VON STEPHANIE EBNER

Es war Liebe auf den ersten Blick. Nein, die Rede ist nicht von ihrem Freund Michael, den sie in diesem Sommer heiratet und einst auf dem Uttinger Christkindlmarkt kennengelernt hat, sondern von ihren Ziegen. „Sie passen einfach zu mir“, sagt sie lachend und streichelt dabei einem jungen Zicklein liebevoll übers Gesicht. „Man muss sie einfach gernhaben.

Mit fünf Ziegen fing die heute 33-Jährige einst an. „Mir war nach der Schule klar, dass ich etwas Praktisches machen wollte. Auf keinen Fall einen Bürojob.“ Heute ist die junge Frau Ziegenzüchterin. Ihr Betrieb wächst stetig, mittlerweile hat die Ziegen-Franzi oder Goaßn-Franzi wie sie häufig genannt wird, auch ihren Zukünftigen mit der Liebe zu den Ziegen angesteckt. Gemeinsam planen sie, ihren Betrieb schrittweise auszubauen.

Das erste Mal kam die Uttingerin während ihres freiwilligen ökologischen Jahrs 2010 mit Ziegen in Berührung. Seit diesem Zeitpunkt stand für sie fest: „Genau das will ich machen.“ Weil sie Tiere mochte, studierte Franziska Eigner schließlich ökologische Landwirtschaft bei Kassel – für die 33-Jährige war das nicht naheliegend. Schließlich stammt sie nicht aus einer Landwirtschaft.

Die „Ziegenbande“, wie ihr Bio-Betrieb heißt, hatte einen Schnellstart: Eines Abends, während des Studiums, sagte die junge Frau zu ihrem Vater Franz (64): „Du, ich hole mir morgen fünf Ziegen.“ Der gab sein Einverständnis für den mobilen Stall, nachdem er eine Bedingung klargemacht hatte: „Ich will mit den Tieren nichts zu tun haben.“

Tja, daraus ist nichts geworden, mittlerweile ist er mit der Ziegenbande fest verbandelt – er stellt den Ziegenkäse her und steht für die Ziegenbande auf dem Markt. Doch das passt dem ehemaligen Tiefbauleiter. Jetzt erst Recht, da er in Rente ist. „Da muss ich das Käsen nicht mehr nebenbei machen.“ Franzi Eigner ist froh über die Hilfe ihres Vaters: „Er werkelt mit Hingabe in der Käserei und ist immer für Versuche und neue Ideen offen.“

Mit Ziegen, nicht mit Schafen, wollte Franzi Eigner arbeiten – das war der jungen Züchterin von Anfang an klar. Schafe sind ihr schlicht zu langweilig. „Sie sind Herdentiere.“ Ganz anders als die Ziegen. „Das sind Individuen, das ist mir lieber.“ Die Landwirtin schaffte sich bewusst Thüringer Waldziegen an, „weil sie auf der Liste der bedrohten Tierarten stehen“. Sie sind sowohl Lieferantin für Milch als auch Fleisch. „Ganz abgesehen davon, dass sie ziemlich hübsch sind.“

Morgens um halb fünf steht Franziska Eigner im Stall. Ihre Tiere versorgen. Längst sind es mehr geworden. Seit 2013 ist ihr Betrieb stetig gewachsen. Mittlerweile besitzt sie 40 Melktiere. Am Anfang hat sie die Tiere mit der Hand gemolken. „Doch ich habe schnell gemerkt, dass ich das auf Dauer nicht schaffe.“ Eine Melkmaschine gehörte zu ihren ersten Anschaffungen. Mittlerweile melkt sie jeden Tag um die 70 Liter Ziegenmilch.

Noch ist die Ziegenbande ein Nebenerwerbsbetrieb. Hauptberuflich verkauft Franziska Eigner im Bio-Laden. Doch sie hat große Pläne: Im Sommer zieht sie mit ihren Tieren in einen neuen Stall, danach soll die Zucht stetig wachsen. „Mein Ziel sind 240 Muttertiere.“

Eine ihrer Spezialitäten ist der „Moricco“, eine Mischung aus Mozzarella und Ricotta. Am liebsten isst die Familie den Moricco als Nachspeise, angebraten in der Pfanne. Jetzt, wo Vater Franz mehr Zeit hat, sollen weitere Käsesorten hinzukommen. Als nächster Schritt ist ein Schnittkäse aus Ziegenmilch geplant.

Fleisch wie Käse sind auf den Märkten in Utting (samstags 9 bis 12.30 Uhr) sowie donnerstags in Inning (14 bis 18 Uhr) begehrt, beim Fleisch gibt es sogar Wartelisten. Deshalb steht Ziegenfleisch bei den Eigners selbst auch nur äußert selten auf dem Speiseplan. Noch.

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