Mia aus Bad Tölz hat zwei Heldinnen, denen sie nacheifern will. Sie heißen Tanja und Arya. Und das kam so: 2020 sah Mia den neuen Lassie-Film auf DVD, es war eine seltsame Zeit mit Corona und Homeschooling. Mia wollte einen Collie. In vielen Familien zog ein Hund ein, doch Mias Mama Barbara wollte genau das vermeiden – weil es eine Zeit nach Corona gibt. Aber sie versprach: Einen Hund kaufen wir, wenn Corona vorbei ist und erst, wenn du 12 bist.
Falls Barbara annahm, Mia hätte bald das Interesse verloren, war das ein kapitaler Irrtum! Mia informierte sich im Internet und auf sozialen Medien – und stieß auf Tanja Dombrowski. Deren Hündin Arya hat 9000 Follower, was für echte Petfluencer eher wenig ist, aber darum geht es dem Duo nicht. Tanja zeigt die Realität, ist nahbar und nicht perfekt, spricht über Probleme, die man als Tiernärrin hat. Eine Frau mit Hunde-Erfahrung.
Als sie auf die Welt kam, gab es in der Familie schon einen Boxer. Dann einen Jagdhundmischling, der direkt vor ihrer Haustür ausgesetzt worden ist. In einem unglücklichen Moment lief er auf die Straße und wurde überfahren. Früh schon lernte Tanja, dass Tierhaltung immer auch mit Tränen und Hoffen und Bangen zu tun hat. In der Familie gab es dann einen Akita Inu, der von Allergien geplagt war. „Vor fast 40 Jahren war das eine extrem unbekannte Rasse und die Tiermedizin lange nicht so weit wie heute.“ Danach folgte ein Staffordshire aus dem Tierschutz.
„Für einen eigenen Hund stand dann lange Jahre der Beruf im Weg, ich wollte einen Arbeitsplatz, wo der Hund mitkann und nicht allein bleiben muss oder zum Hundesitter.“ Wie bei Mia waren es bei Tanja die alten Lassie-Filme und der Film „Lad a dog“, die den Collie- Wunsch nährten. Vor sechs Jahren klappte es, und aus dieser tierlieben Familie stammend, wollte sie einen Collie von einer Nothilfe. Aber da war es Pflicht, einen Garten vorzuweisen. „Immer das Klischee, ich kenne diese Gartenhunde, die den ganzen Tag ohne Anregung im Garten warten müssen.“ Also doch ein „richtiger“ Züchter, der sich damals als „Hobbyzucht, die am Anfang steht“, tituliert hatte. „Ich war ein bisschen naiv, in meinem Fall war das ein A-Wurf, meine Hündin ist toll, aber heute sind die schon beim V-Wurf und haben über zehn Zuchttiere.“ Auch solche Erfahrungen gibt sie ihren Followern weiter. Und noch etwas, was Arya zu einem ungewöhnlichen Collie macht: Arya ist nämlich nicht bloß schön, sondern auch Rettungshund!
„Es war unsere erste Flächenprüfung: Die Prüfung besteht für den Hund aus drei Teilen: Sichtanzeige, Unterordnungsprüfung und Suche. Wir haben alle drei Teile mit Note Eins bestanden und die Prüferin meinte am Ende: Ich war echt skeptisch, ich halte nicht so viel von Collies.“ Eigentlich schräg, denn der Collie war Jahrhunderte der Inbegriff des Arbeitshundes, quasi das Original, lange bevor all die Border Collies und Aussies die Gunst errangen. Arya ist in Berlin bei der Flächensuche aktiv. „80 Prozent unserer Einsätze sind nachts. Da verschwindet eine alte Dame aus dem Heim. Es vergeht Zeit, bis das auffällt. Man fragt die Familie, ob sie womöglich dort ist. Sucht selber, informiert die Polizei und dann kommen wir ins Spiel.“ Sie lacht. „Und es ist nicht falsch, dass wir ab und zu noch jemanden finden, der ursprünglich gar nicht vermisst wurde.“ Gesucht wurde im Herbst ein Pilzsammler und zusätzlich eine verwirrte Frau gefunden, die gar nicht als abgängig galt.
„Der Hund hat Bilder gelernt. Eine Person, die sitzt, die liegt oder sich schleppend vorwärtsbewegt“, erklärt die Hundeführerin. Tanja Dombrowski ergänzt: „Das Tolle am Collie ist, dass er draußen sehr motiviert ist, aber nie überdreht. Sie arbeitet planvoll und intelligent und ist daheim ein ruhiger, sehr angenehmer Mitbewohner.“ In der Rasse gibt es den britischen und den amerikanischen Typ: „Da sieht man beim amerikanischen Typ Hunde, die sind 70, 75 Zentimeter groß“, wundert sich Tanja über solchen Gigantismus. „Die Briten sind eher Fellbomben mit Knopfaugen und Puppengesichtern.“ Es gibt einige Züchter, die versuchen das Beste aus beiden Welten zu holen, die auf den Erhalt der Hüteeigenschaften und der Arbeitsfreude wieder mehr Wert legen.
Arya wäre bei einer Show chancenlos. „Ihre Ohren sind falsch. Der Rassestandard besagt, dass das letzte Drittel kippen muss, mit Stehohren ist sie raus aus der Wertung. Züchter kleben beim Welpen die Ohren um, müssen am Hund manipulieren, wo es doch darum ginge, gute Gene zu verpaaren und gesunde, wesensfeste Hunde zu züchten.“ Für Tanja und Mia ist Arya in jedem Fall die schönste Collie-Dame mit Job.
„Es ist eine merkwürdige Entwicklung. Früher hatten Hunde ihre Arbeit: wachen, treiben, dem Jäger helfen. Dann kam eine Phase, wo Hunde nur noch Begleiter und Couch-Potatos waren. Und nun gibt es all diese Hundesportarten, die Menschen selber halten sich für sportlich und man kauft einen sportlichen Hund.“ All die Border Collies tauchten auf, die Aussies, die Vizslas, die es früher nur für Jäger gab. Der Collie ist im Bewusstsein raus bei den Sporthunden, wie der Labrador und der Dalmatiner.“ Dabei hat der Collie viel zu bieten: Er ist intelligent, kinderfreundlich, höflich, sensibel, aktiv – und wahnsinnig schön! Und Mias Familie sucht nun nach einem seriösen Züchter.
>> Interessanter Link > Link: www.collie-club.de; Instagram: @Arya_the_ capital_collie