Bei Entzündungsprozessen im Körper werden Keime im Mund oft unterschätzt – genauer gesagt Parodontitis-Bakterien, die sich rund um die Zähne in sogenannten Taschen ansiedeln. „Von dort aus können sich diese Erreger systemisch im gesamten Körper ausbreiten und schwere Schäden an den Gefäßen anrichten. Schlimmstensfalls droht ein Herzinfarkt oder Schlaganfall“, warnte der Münchner Parodontologe und Ärztliche Leiter der Implaneo Dental Clinic, Professor Hannes Wachtel, in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Bei wissenschaftlichen Untersuchungen kristallisiere sich immer stärker heraus, dass bestimmte Keime aus dem Mund, sogenannte gramnegative anaerobe Bakterien, indirekt dem gesamten Körper schaden und sogar tödlich sein können. „Wer an Parodontitis leidet, der hat ein doppelt so hohes Risiko, an einem Schlaganfall oder Herzinfarkt zu sterben.“ Deshalb sei es enorm wichtig, diese Erkrankung des Zahnhalteapparats frühzeitig und konsequent zu behandeln.
Heidelberg – Mit 245 000 Todesfällen war Darmkrebs 2020 die führende Krebstodesursache in Europa. Es gibt aber große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern. Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum zeigten nun: In allen Ländern, die bereits früh ein umfassendes Vorsorgeprogramm eingeführt hatten, sank die altersstandardisierte Darmkrebs-Inzidenz erheblich. Wo keine Vorsorgeprogramme angeboten werden, stieg sie dagegen. Je weiter die Einführung des Screenings zurückliegt, desto deutlicher zeigt sich der Rückgang der Darmkrebs-Sterblichkeit. In die Analyse des Deutschen Krebsforschungszentrums flossen Daten von 3,1 Millionen Patienten aus 21 europäischen Ländern ein. In allen Ländern, die früh ein Vorsorgeprogramm mit Stuhltests und Darmspiegelung eingeführt hatten, etwa Deutschland, Österreich oder Tschechien, sank die altersstandardisierte Darmkrebs-Inzidenz erheblich: Bei Männern um 1,6 bis 2,5 Prozentpunkte pro Jahr, bei Frauen um 1,3 bis 2,4 Prozentpunkte. In Ländern, die keine bevölkerungsweiten Programme zur Darmkrebsvorsorge anbieten, etwa Bulgarien, Estland, Norwegen, stieg die Inzidenz um bis zu 1,9 Prozentpunkte pro Jahr bei Männern; bei Frauen um bis zu 1,1 Prozentpunkte. Auch die Darmkrebssterblichkeit sank am deutlichsten in Ländern, die frühzeitig Screeningprogramme eingeführt hatten, darunter Österreich (-3,2 Prozentpunkte pro Jahr bei Männern, -3,5 bei Frauen), Tschechien (Männer: -3,8; Frauen: -3,9) und Deutschland (Männer: -2,6; Frauen: -3,1).