München – Menschen mit chronischen Schmerzen leiden aus zwei Gründen: An den Schmerzen und daran, dass sie – egal was sie tun oder lassen – diesen Schmerzen scheinbar hilflos ausgeliefert zu sein scheinen. Wenn sich der Schmerz hartnäckig festgesetzt hat und sich nicht vertreiben lässt, „dann liegt das oft daran, dass das Gehirn falsche Signale empfängt“, erklärt Dr. Caroline Meßmer, Chefärztin im Zentrum für konservative Orthopädie, Rehabilitation und spezielle Schmerztherapie in der Schön Klinik München Harlaching. Sie erklärt es folgendermaßen: Bei Schmerzen beispielsweise im unteren Rücken wird dieser Reiz über die immer gleichen Nervenbahnen an das Gehirn gemeldet, und so werden diese quasi von einem Feldweg zu einer breiten Autobahn. Weil das Gehirn andauernd Schmerzreize empfängt, versucht der Betroffene, die schmerzenden Stelle zu schonen, und nimmt eine Schonhaltung ein. Durch diese verkrampft sich der Körper immer mehr und so nimmt der Schmerz zu, es entsteht ein Aufschaukelkreislauf.
Die Bestandteile der Schmerztherapie
Um Patienten aus diesem Kreislauf der Schmerzen wieder herauszuhelfen, wurde die multimodale Schmerztherapie entwickelt. Diese verfolgt verschiedene Ansätze und wird individuell auf den einzelnen Patienten und dessen spezifische Bedürfnisse abgestimmt. „Denn jeder Schmerz ist anders, genauso wie jeder Mensch Schmerzen anders empfindet – was für den einen gut erträglich ist, halten andere gar nicht aus“, erklärt Dr. Meßmer.
In der Schön Klinik München Harlaching erfolgt eine Behandlung in einer Gruppe über einen Zeitraum von zehn Tagen. „Wir verfolgen dabei einen biopsychosozialen Ansatz“, sagt Dr. Meßmer. Die Therapie ist eine Kombination aus sozialen und medizinischen Komponenten. Behandelt wird medikamentös, manuell, durch Akupunktur und zudem geht es auch um psychologische Komponenten, also darum, dass die Betroffenen ihren Schmerz verstehen und einordnen lernen. Ebenso arbeiten Dr. Meßmer und ihre Experten mit den Patienten an deren Umgang mit dem Schmerz, damit diese Schritt für Schritt sich von den Beschränkungen, die er ihnen auferlegt, befreien können. „Ich erlebe immer wieder großartige Fortschritte, vor Kurzem zum Beispiel bei einem 80-jähriger Mann, der nach dem Tod seiner Frau und verschiedenen anderen Umständen immer weniger rausging und sich bewegte und dann unter Schmerzen litt. Er wusste gar nicht mehr, wie viele Muskeln er in seinem Körper hat, und er hat sich bei uns im Rahmen der multimodalen Schmerztherapie sogar an die Kletterwand getraut – das war ein sehr schönes Erlebnis für ihn und auch für uns Ärzte“, erzählt Dr. Meßmer. Wichtig sei auch das Gruppenerlebnis – das sporne die Betroffenen stark an. „Es macht einfach mehr Spaß mit anderen zusammen, sich zu bewegen“, sagt Dr. Meßmer. Und das sei auch ein wichtiger Punkt der Therapie: „Die Patienten sollen entdecken, wie viel Gutes Bewegung bringt und wie sie ganz einfach im Alltag in ihren meist statischen Lebensstil Bewegung als Ausgleich einbauen können.“
Weiterhin steht unter anderem Faszientherapie auf dem Therapieplan, bei der die Muskulatur gelockert wird und Verhärtungen, also muskuläre Triggerpunkte, gelöst werden. Zudem kommen Stoßwellen zum Einsatz. Auch Akupunktur kommt zum Einsatz: „Ich habe auch sehr gute Ergebnisse mit Akupunkturpflastern erzielt“, sagt Dr. Meßmer. Weitere Bestandteile der multimodalen Schmerztherapie sind unter anderem Bewegungstherapie, Krankengymnastik, Lymphdrainage und physikalische Therapie.
Strategien für die Vorbeugung
Wenn nach einer Fraktur oder einer Prellung Schmerzen bestehen, ist dies normal – und der Schmerz hat eine Alarmfunktion. Diese sollte man ernst nehmen – und keinen Sport machen, der schmerzt. Bestehen Schwellungen, helfen beispielsweise Krankengymnastik, eine Lymphdrainage, leichte Kompressionsstrümpfe oder ein Salbenverband. Wenn man beispielsweise am Bein verletzt ist, spricht nichts dagegen, den Oberkörper zu bewegen – beispielsweise mit einem Teraband.
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