So bleiben Ärzte gesund und fit

von Redaktion

Die besten Mediziner-Tipps für Alltag, Ernährung, Schlaf, Sport und Psyche

VON ANDREAS BEEZ

München – Ihr Job ist die Gesundheit anderer. Ärzte heilen die verschiedensten Leiden – und im Idealfall bewahren sie ihre Patienten sogar davor, überhaupt erst krank zu werden. Aber was tun die Mediziner selbst, um gesund und fit zu bleiben? In unserer Zeitung verraten Münchner Top-Ärzte und Therapeuten ihre persönlichen Erfolgsrezepte, geben Tipps für Alltag, Ernährung, Sport, Schlaf und Psyche.

ALLTAG

Versteckte Sportmöglichkeiten nutzen: „Ich radele immer zur Arbeit. Auch bei kurzen Strecken kommt so über das Jahr einiges zusammen. Aufzüge sind tabu, denn Treppensteigen ist das ideale Arbeitsplatz-Workout. Meetings, in denen ich überwiegend zuhören muss, nutze ich für einfaches Muskeltraining, spanne beispielsweise Bauch- oder Wadenmuskulatur an. Das verbessert auch den venösen Rückstrom zum Herzen und ist damit gut für die Blutgefäße.“

Dr. Maximilian Sohn

Chirurg im Isarklinikum

Wenig hilft viel: „Man muss gar nicht immer gleich eine halbe Stunde oder länger sporteln. „Ich gehe mitunter nur zehn bis 15 Minuten laufen – dafür aber möglichst jeden Tag. Das bringt wahnsinnig viel, die Trainingseffekte sind merklich zu spüren. Zudem sinkt das Herz-Kreislauf-Risiko auf den Tiefpunkt.“

Prof. Martin Halle

Präventionsmediziner

im Klinikum Rechts der Isar

Fester Termin: „Wer beruflich oder familiär stark eingespannt ist, der weiß: Der gute Vorsatz, regelmäßig zu sporteln, fällt oft dem Stress zum Opfer. „Um das zu verhindern, habe ich dafür einen festen Termin: Ich treffe mich möglichst jeden Sonntag bereits um 6 Uhr in der Früh mit meinem Spezl Raphael am Starnberger See. Dann gehen wir je nach Wetter rudern, surfen, radeln oder joggen. Bis unsere Familien aufwachen, sind wir wieder daheim – mit frischen Semmeln zum Frühstück und dem guten Gefühl, etwas für die Fitness getan zu haben.“ Dr. Sebastian Torka,

Orthopäde, Praxis Dr. Torka

Spaziergangs fürs Immunsystem: „Bewegung zahlt sich auch im niedrigen Pulsbereich aus. „Ich gehe mindestens einmal in der Woche ausgiebig in der Natur spazieren. Regelmäßige Spaziergänge steigern die Aktivität des Immunsystems, tragen zur Prävention von Krebs bei und senken den Abbau von Stresshormonen im Blut.“

Tobias Homburg

Physiotherapeut,

Praxis THerapie.Welt

Mit dem Hund in die Natur: „Studien belegen, dass Hundebesitzer gute Blutwerte, weniger Diabetes und einen geringeren Ruhepuls haben. Wer an der frischen Luft Gassi geht, atmet tief ein und aus. „Dadurch wird das Blut besser mit Sauerstoff versorgt. Man ist aufmerksamer, konzentrierter und leistungsfähiger. Deshalb jogge ich täglich vor der Arbeit mit unserem Hund Ashaki eine Runde durch die Natur.“

Dr. Reinhard Schneiderhan

Wirbelsäulen-Spezialist

im MVZ Dr. Schneiderhan

Regelmäßige Rücken-Übungen – an jedem Ort: „Ich bemühe mich, mindestens drei Mal in der Woche etwas für meinen Rücken zu tun – und zwar auch dann, wenn ich nicht zu Hause bin. Zur Not reichen eine Matte im Büro oder ein Handtuch im Hotel als Unterlage aus, um schnell zehn Minuten Übungen zu machen. Entscheidend ist: Man muss die Selbstdisziplin aufbringen, auch wirklich regelmäßig zu trainieren. Für mich lohnt es sich, weil ich dadurch meinen Rücken fit für lange Operationen halte.“

Prof. Rüdiger

von Eisenhart-Rothe

Gelenkersatz-Spezialist

im Klinikum rechts der Isar

Einmal im Jahr den PSA-Wert bestimmen lassen: „Das kann ich allen Männern ab 45 Jahren nur raten, denn der PSA-Wert kann ein wichtiger Tumormarker sein, um ein Prostatakarzinom frühzeitig zu enttarnen. Als Faustregel gilt: Bei Männern bis 50 Jahren sollte er unter 1 liegen, bei über 60-Jährigen unter 2.

Prof. Christian Stief

Urologe im LMU Klinikum,

Gesundheitsexperte

unserer Zeitung

ERNÄHRUNG

Täglich ein Apfel auf dem Weg zur Arbeit: Dieses „Superobst“ ist reich an Vitamin A, B1, B2 und C. Mit einem Apfel lässt sich knapp ein Drittel des Tagesbedarfs dieser wertvollen Vitamine decken.

Dr. Manuel Köhne

Knie-Spezialist

in der OCM-Klinik

Wenig Fleisch, viel buntes Gemüse: „Tierische Produkte stehen selten auf meinem Speiseplan, stattdessen viele verschiedene Gemüsesorten und Obst, darunter Beeren.“ Dr. Christoph Liebich

Hautarzt, Praxis Dermazent

Täglich eine Handvoll Nüsse: „Sie sind reich an ungesättigten Fettsäuren, verschiedenen Vitaminen und Mineralstoffen.“

Dr. Maximilian Sohn

SCHLAF

Naturgeräusche zum Entspannen und Einschlafen: „Ich wohne mitten in der Stadt, und mir fehlt oft die Zeit für einen regelmaßigen Ausflug in den Park. Ich habe mir daher eine App aufs Handy geladen – mit Naturgeräuschen wie Meeresrauschen, Regenprasseln, Vogelgezwitscher, Wald- oder Wüstengeräuschen. Besonders gut klappt bei mir das Regenprasseln, ich bin sofort entspannt und schlafe sehr schnell ein. Ich mache das, seit ich eine große US-Metastudie aus 2021 dazu gelesen habe. Sie belegt, dass Naturgeräusche nicht nur schön klingen, sondern gesundheitliche Vorteile mit sich bringen. Die Wissenschaftlerinnen analysierten 36 Studien bezüglich dieser Thematik. Das Ergebnis: Menschen fühlen sich in einer natürlichen Geräuschkulisse weniger gestresst, und ihre Stimmung hebt sich. Zudem werden Schmerzen weniger stark empfunden, und auch die kognitiven Leistungsfähigkeiten wie Gedächtnisleistung und Informationsverarbeitung erhalten einen Schub.“

Prof. Marion Kiechle

Gynäkologin

im Klinikum rechts der Isar

Kraft tanken im Schlaf: „Ich versuche insbesondere vor besonders anstrengenden Arbeitstagen sieben bis acht Stunden zu schlafen. Die Zeit ist gut investiert. Denn wer viel schläft, der ist leistungsfähiger. Das liegt daran, dass im Tiefschlaf vom Gehirn ein Wachstumshormon ausgeschüttet wird, das die Bildung neuer Zellen anregt.“

Dr. Manuel Köhne

Blaues Licht ausblenden: „Ich versuche, abends blaues Licht durch TV, Laptop und Handy zu vermeiden. Es verringert die Bildung des Schlafhormons Melatonin um bis zu 70 Prozent. Wenn ich doch vorm Fernseher oder am Rechner sitze, dann verwende ich eine Blaulichtfilterbrille. Dadurch ist meine spätere Schlafqualität viel besser.“

Miriam Homburg

Therapeutin in

der Praxis THerapie.Welt

SPORT

Radeln und Rumpftraining: Ein Mix aus verschiedenen Sportarten gilt als optimal, um den ganzen Körper in Form zu halten. „Ich radele täglich zehn Kilometer Arbeitsweg, dazu auch mal längere Strecken mit dem Rennrad. Je zweimal die Woche spiele ich Tennis und gehe ins Fitnessstudio. Dort mache ich unter anderem sogenannte Core-Übungen zur Rumpfstabilisierung.“

Prof. Robert Hube

Gelenkersatz-Spezialist

In der OCM-Klinik

Zweimal pro Woche Spinning: „Für mich ist der wichtigste Baustein für eine robuste Gesundheit und Power für den Alltag eine regelmäßige körperliche Betätigung. Ich fahre zweimal die Woche 45 Minuten auf dem Peloton-Spinning-Bike. Auf dem Fahrrad wird circa 80 Prozent des Körpergewichts auf den Sattel verlagert. Man kann mit einer hohen Intensität trainieren, schont aber dabei seine Knie. Beim Spinning wird das Herz-Kreislauf-System gestärkt, die Infektanfälligkeit sinkt, und das körperliche Wohlbefinden steigt enorm. Zudem ist es ein perfektes Trainingsprogramm, um fit zu bleiben.

Dr. Manuel Köhne

Bei Hitze weitertrainieren – aber richtig: „Wenn es richtig warm ist, ziehe ich mein Training trotzdem durch, allerdings im niedrigeren Pulsbereich. Der Schwerpunkt liegt dann eher auf Dehnungsübungen und Yogaeinheiten.“ Dr. Christoph Liebich

Hautarzt in

der Praxis Dermazent

Egal, welche Sportart, Hauptsache regelmäßig: „Dreimal die Woche mindestens 20 Minuten Training halten das Immunsystem auf Trab, stärken das Herz-Kreislauf-System. Sport trägt auch dazu bei, Krebsleiden vorzubeugen.“

Prof. Christian Stief

Mit der Faszienrolle gegen verhärtete Muskulatur: „Bei Achillessehnenproblememen ist es beispielsweise oft so, dass diese mit einer verhärteten Muskulatur am Unterschenkel zusammenhängen. Wenn man diese mithilfe einer Faszienrolle löst, bessern sich die Beschwerden oft deutlich.“

Prof. Martin Halle

PSYCHE

Vergleichen macht unglücklich: „Man sollte beispielsweise nicht traurig darüber sein, dass man größere gesundheitliche Probleme hat als andere Menschen – oder die Genesung etwa nach einer Gelenkersatz-OP etwas länger dauert als beim Bettnachbarn. Entscheidend ist, dass man sich darauf konzentriert, was man selbst beeinflussen kann.“ Prof. R. von Eisenhart-Rothe

Positiv denken, reflektieren und relaxen: „Es ist essenziell, bei allen Schwierigkeiten und Herausforderungen jeden Tag das Positive in den Vordergrund zu rücken. Das können Erfolge der eigenen Arbeit oder eine gute Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen sein. Viele von uns Ärzten machen sich abends noch einmal bewusst, um am nächsten Tag wieder gesund und motiviert in den Tag zu starten. Besonders gut funktioniert das, wenn man am Abend ohne Umweg zum heimischen Kühlschrank oder durch das Wohnzimmer noch eine Runde an der frischen Luft dreht. Um körperlich fit zu bleiben, bin ich regelmäßig mit Laufschuhen und Fahrrad im Grünen unterwegs oder im Ruderboot auf dem See in Bewegung.“

Prof. Ellen Hoffmann

Kardiologin

in der München Klinik

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