Unterschätzte Volkskrankheit Parodontitis

von Redaktion

Zahnmediziner starten Aufklärungskampagne – Auch jüngere Patienten betroffen

München – Parodontitis zählt zu den sogenannten „stillen Erkrankungen“ – und zwar deshalb, weil sie sich in vielen Fällen schleichend, lange unbemerkt und schmerzlos entwickelt. „Deshalb wird Parodontitis noch immer häufig unterschätzt“, warnt Professor Hannes Wachtel. Doch die Folgen können dramatisch sein: „Zum einen fallen im Endstadium die Zähne aus, zum anderen können durch die Entzündungsprozesse gefährliche Keime in den Blutkreislauf gelangen und überall im Körper schwere Schäden anrichten, bis hin zu Herzinfarkt, Herzklappenerkrankung oder Schlaganfall“, warnt Dr. Christian Maischberger. In der Implaneo Dental Clinic starten die Zahnmediziner in diesem Herbst eine Aufklärungskampagne zu dieser tückischen Volkskrankheit.

Der Hintergrund

Laut Deutscher Gesellschaft für Parodontologie gibt es in Deutschland etwa 20 Millionen behandlungsbedürftige Parodontitis-Patienten, darunter die Hälfte oder zehn Millionen schwere Fälle. „Die Dunkelziffer ist hoch“, erläutert Wachtel. Besonders betroffen sind Menschen in fortgeschrittenem Alter. „Jenseits der 60 haben die Patienten im Durchschnitt nur noch etwa acht bis neun Zähne pro Kiefer.“ Normalerweise sind es 16 inklusive Weisheitszähnen. „Aber auch viele Jüngere sind betroffen, bei manchen beginnt die Parodontitis sogar schon in der Pubertät“, berichtet Maischberger.

Die Erkrankung

Viele Patienten wissen gar nicht genau, was Parodontitis überhaupt ist. „Wir sprechen von einer Entzündung des Zahnhalteapparats – also sozusagen aller Bausteine, die an der Verankerung des Zahnes im Knochen beteiligt sind. Dazu zählen neben dem Knochen selbst vor allem das Zahnfleisch selbst, bestimmte Haltefasern und natürlicher Wurzelzement“, erklärt Wachtel. „Die Entzündung wird von Bakterien verursacht, die sich zwischen Zahnwurzel und Zahnfleisch einnisten und dort sogenannte Taschen bilden“, so Maischberger. „Darin können sich die Bakterien gut vermehren. In der Folge baut sich der Zahnhalteapparat ab, und die Zähne lockern sich. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung fallen sie aus.“

Die Warnsignale

Um die Erkrankung möglicht frühzeitig zu erkennen, gilt es Alarmsignale zu beachten. Bei diesen Symptomen sollte man zeitig einen Zahnarzt bzw. Parodontologen aufsuchen: geschwollenes und gerötetes Zahnfleisch, verfärbte Zähne, Zahnfleischbluten beim Zähneputzen oder bei der Zahnreinigung beispielsweise mit einem Zahnstocher, Zahnfleischrückgang, gelbliche, eierähnliche Flüssigkeit am Zahnfleischsaum, mitunter Mundgeruch, eine veränderte Zahnstellung oder Zahnlücken. Fragen Sie zudem Ihre Eltern oder Geschwister, ob sie frühzeitig Zähne durch Auslockerung verloren haben. Denn die Veranlagung, an einer Parodontitis zu erkranken, kann auch erblich sein.

Wichtig: „Je früher die Erkrankung behandelt wird, desto größer sind die Erfolgschancen. Wenn Zahnfleisch und Knochen erst mal zerstört sind, lassen Sie sich nur sehr aufwendig wieder herstellen“, rät Maischberger.

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