Gelenkersatz-OP: Wann die Zeit reif ist

von Redaktion

VON ANDREAS BEEZ

München – Viele Eingriffe in der Medizin sind alternativlos. Wer beispielsweise an stark verengten Herzkranzgefäßen leidet, der braucht Stents (kleine Gitterröhrchen, um die Adern offen zu halten) oder eine Bypass-OP. Bei Krebs muss der Tumor häufig chirurgisch entfernt werden. Die Empfehlungen der Mediziner sind meist eindeutig. Bei Arthrose hingegen überlassen die Ärzte in der Regel ihren Patienten die Entscheidung, wann sie sich operieren lassen sollten.

„Dazu gibt es keine Faustregel“, sagt Professor Rüdiger von Eisenhart-Rothe, Orthopädie-Direktor und Chef des Endoprothesenzentrums im Uniklinikum rechts der Isar. „Entscheidend ist der persönliche Leidensdruck. Wenn die Lebensqualität immer kleiner und der Verbrauch an Schmerzmitteln immer größer wird, kann die OP eine Erlösung sein. Zunächst sollte allerdings die konservative Therapie ausgereizt werden. Im Zweifel schadet eine ärztliche Zweitmeinung nie.“

Der Hintergrund: Röntgen- oder Magnetresonanztomografie-Aufnahmen (MRT) allein reichen nicht aus, um den richtigen Zeitpunkt für eine Gelenkersatz-OP zu bestimmen. Von Eisenhart-Rothe: „Jeder Mensch empfindet Schmerzen anders. Einerseits gibt es Patienten mit unauffälligen Befunden, die trotzdem starke Schmerzen haben. Andererseits kommen manche Patienten gut zurecht, obwohl sich im MRT oder im Röntgenbild hochgradige Arthroseschäden zeigen. Deshalb kann nur der Patient selbst entscheiden, wann er sich operieren lässt.“

Dabei gilt es auch, Chancen und Risiken abzuwägen. Der moderne Gelenkersatz gehört zu den erfolgreichsten Eingriffen in der Medizin. Weit über 80 Prozent der Patienten sind mit ihrer Knie- bzw. Schulterprothese zufrieden, an der Hüfte liegt die Erfolgsquote sogar jenseits der 90 Prozent. „Aber trotz dieser erfreulichen Fakten sollte man auch nicht vergessen, dass eine Gelenkersatz-OP kein Selbstläufer ist. Es handelt es sich um einen größeren Eingriff, der dem Patienten einiges an Geduld und aktiver Mitarbeit in der Reha abverlangt. Wenn dies der Fall ist, bringt eine Prothese in den allermeisten Fällen viel Lebensqualität zurück“, analysiert von Eisenhart-Rothe.

Um den Patienten bei der Einschätzung ihrer Situation zu helfen, hat unsere Medizinredaktion im Zusammenarbeit mit dem Spezialisten einen Selbsttest für Arthrosepatienten entwickelt. Beantworten Sie bitte die 10 Fragen. Für jede Antwort gibt es Punkte, die Sie am Ende addieren. Die Auswertung finden Sie ganz unten auf dieser Seite. Achtung: Der Test ersetzt nicht die fachliche Beratung durch einen Orthopäden!

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