So funktioniert die minimalinvasive Operation

von Redaktion

München – Ein Oktopus hat drei Herzen – ein großes für den Körperkreislauf und zwei kleinere für die Kiemen. Beim Menschen ist der Aufbau des Herzens wesentlich komplexer, erklärt der Kinderherzchirurg Prof. Jürgen Hörer und zeigt seinem kleinen Patienten Henri ein Herzmodell. Der Vierjährige staunt über dessen Größe und – klar – sein Kinderherz ist natürlich wesentlich kleiner. Aber es wächst – so wie Henri auch – und funktioniert jetzt einwandfrei so wie ein gesundes Herz.

„Was viele nicht wissen; Der Mensch hat zwei Pumpen und zwei Kreisläufe, den für die Lunge und den für den Körper“, erklärt Prof. Hörer. Die Pumpkammern sind in einem Organ verbunden. Bei einem gesunden Herzen sind der Lungen- und der Körperkreislauf quasi hintereinander geschaltet. Das Blut wird dabei aus der rechten Herzkammer (rechter Ventrikel) in die Lunge gepumpt und kommt mit Sauerstoff beladen zurück zum Herzen, und zwar auf dessen linke Seite. Dann wird es aus der linken Herzkammer in den Körper gepumpt, der so mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Bei Henri aber funktionierte das nicht so, da ein Loch in der Vorhofscheidewand Blut von der linken Herzseite dann zurück in die rechte strömen ließ. In der Fachsprache heißt der Herzfehler von Henri Vorhofseptumdefekt, diese Art von Fehlbildung macht ca. 17 Prozent aller angeborenen Herzfehler aus.

Dieses Loch haben alle ungeborenen Kinder im Mutterleib, aber im Normalfall schließt es sich. Passiert dies nicht, arbeitet das Herz nicht richtig. Bei jedem Herzschlag fließt eine große Menge Blut über den Vorhofseptumdefekt von links nach rechts. Man kann das sogar mit dem Stethoskop hören, denn es rauscht, wenn sich dann zu viel Blut durch eine normal große Schlagader zur Lunge quetschen muss, erklärt Prof. Hörer. Oftmals merken die Betroffenen selbst nichts von dem Defekt. Aber ist das Loch sehr groß, vergrößert sich das rechte Herz und langfristig kann ein gefährlicher Lungenhochdruck entstehen.

Während der Operation wurde Henri an einer Herz-Lungen-Maschine angeschlossen, die Herzfunktion ersetzt und das Blut außerhalb des Körpers mit Sauerstoff versorgt. Der Vorhofseptumdefekt wurde verschlossen. In den meisten Fällen kann der Eingriff heutzutage – wie bei Henri – minimalinvasiv über einen Schnitt zwischen den Rippen durchgeführt werden.

Dass Henri nach der Operation sehr schnell, wieder fit war – er blieb nur eine Nacht auf der Intensivstation –, hat er auch der schonenden Operationsmethode zu verdanken: Prof. Hörer verwendete einen minimalinvasiven lateralen Zugangsweg – und zwar mittels eines vier Zentimeter langen Schnitts unter dem Arm. Früher öffnete man die Brust vorne am Brustbein, diesen Zugangsweg nennt man in der Fachsprache eine Sternotomie. Da hierbei Knochen durchtrennt werden, dauert die Heilung natürlich wesentlich länger – auch gibt es größere Narben. „Wenn es geht, vermeiden wir diesen großen Schnitt und gehen heute standardmäßig minimalinvasiv vor“, erklärt Prof. Hörer, der auch in Großhadern im Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität operiert.

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