von Redaktion

VON NICOLA FÖRG

Hundeliebe treibt zuweilen ja skurrile Blüten. Das war natürlich im letzten Jahrhundert nicht anders. Und so ließ Elisabeth Mann Borgese, das jüngste der fünf Kinder von Thomas Mann, ihren Setter Arli u. a. ein Gedicht verfassen, das sie mit dem Titel: „bed a ccat“ der Nachwelt hinterlassen hat. Darin steht: cad a baf, bdd af dff, art ad, abd ad arrli, bed a ccat Ein Schmarrn? Nun ja, die Lyrik von Arli entstand auf einer Schreibmaschine, die er mit der Schnauze bedienen konnte. Seine Gedichte wurden sogar in einer Literaturzeitschrift veröffentlicht. Warum gerade die Lieblingstochter des übermächtigen Dichters auf so eine Idee kam? Man kann spekulieren: Um Papas Arbeit zu karikieren oder sich aufzulehnen? Sie war in jedem Fall ihrer Zeit voraus. Heute gibt es ja sogar malende Schweine, die damit viel Geld verdienen.

Arli war also ein Setter, der es zu einiger Berühmtheit gebracht hat. Doch in Mode kamen Setter hierzulande erst in den 1970er-Jahren. Später waren sie nochmals in aller Munde, weil in der 14. Staffel der beliebten Serie „Forsthaus Falkenau“ der Förster Martin Rombach alias Christian Wolff seine Münsterländer-Hündin mit dem schönen Namen Senta verlor. Ersetzt wurde die Verstorbene durch einen Irish Red Setter, ein Vierbeiner, der im wahren Leben „Hubertus Yankee vom Söhrenberg“ hieß und aus einer passionierten Zuchtstätte stammte. Dieser Film-Held im Forsthaus hatte viele Fans, so einen schönen Hund mit so einem seelenvollen Blick wollten alle haben. Dennoch wurde der Setter – gottlob – nie ein richtiger Modehund, auch weil die Züchter lange nicht jedem einen Setter verkauften. Und das bis heute nicht tun.

Aber telegen sind sie natürlich immer noch, was drei Hündinnen von Herta Leitner aus Fischbachau unweit vom Schliersee beweisen durften. Sie sind die Stars in einem Spot des Tierfutter-Herstellers Purina, um einen Kau-Snack zu bewerben. Am Start: TOP Una, Salute Jay und Ypsilon. 2021 wurden die Werbeleute durch die Homepage von Leitner auf die schönen Hunde aufmerksam und kamen erst mal mit einem Fragenkatalog rüber: „Gehen ihre Hunde in eine Gondel? Gehen die ins Wasser? Haben die Höhenangst?“, erzählt Herta Leitner. „Dass das kein Spaziergang wird, war mir klar und ich habe das meinen Hunden auch nur zugetraut, weil ich weiß, dass sie durchgearbeitet sind.“

Im Spot sieht man einen Hund in der wilden Natur des Karwendels, in Wirklichkeit waren es aber drei! „Alle drei Hündinnen bekamen dasselbe Halsband an, ich habe für die unterschiedlichen Anforderungen diejenige ausgewählt, die das Geforderte am besten kann.“ Sie drehten eine Woche im Karwendel, die Karwendelbahn fuhr teils extra für die tierische Crew. Und das war alles nicht ohne. „Bei einer Szene sitzt der Hund an einem Wasserfall, es war wahnsinnig glitschig. Ich musste mich schnell verstecken, der Hund musste bleiben und in die richtige Richtung sehen. Er muss das Urvertrauen haben, er hätte leicht abstürzen können. In der Schlussszene wurde mit einer Drohne um den Hund herumgeflogen, auch das muss er wegstecken und wieder die richtige Blickrichtung haben.“ Alles klappte, weil Leitners Hunde gut erzogene, athletische Jagdhunde sind.

Im Wort „Jagdhund“ liegt eben auch schon alles: Dieser Hund braucht eine Aufgabe, die körperlich fordert. „Aber auch das Hirnkastl“, betont Leitner. „Drei Stunden spazieren zu gehen nutzt da nichts, der Hund muss etwas tun, was er mit leuchtenden Augen macht.“

Wenn der Hund nicht jagdlich geführt wird, können das Apportierspiele sein, das Heil kann unter Umständen auch im Agility liegen. Der Setter ist auch ein sehr guter Reitbegleithund, aber nur dann, wenn er perfekt ausgebildet ist und führig ist. „Auf der Jagd würde ja auch keiner pfeifen und schreien, da läuft alles über Gestik, über feine Körperbewegungen. Die lernt der Hund zu lesen und das wäre am Pferd genauso.“ Man ahnt es: Darin liegt viel Arbeit und Konsequenz. Und nicht jede Hundeschule eignet sich für Jagdhunde. „Gerade Schutzhundeschulen, wo Boxer und Schäferhunde dominieren, arbeiten mit ganz anderen Befehlen.“ Leitner hat für ihre Käufer immer auch Tipps parat, wo man zur Ausbildung hingehen könnte.

Zu der oberbayerischen Züchterin kommen zu der einen Hälfte Jäger, die andere Hälfte will einen sportlichen Familienhund. Wer bei Leitner einen Welpen erstehen möchte, wartet oft Jahre, weil das eine der angesehensten Zuchtstätten überhaupt ist – gegründet schon 1965 von Leitners Mutter Centa. Dem Kauf geht ein langes Vorstellungsgespräch voraus. Und der Welpe wird zugeteilt. „Ich kenne meine Hunde, ich kann erspüren, wer zu wem passt. Dieses Ich-will-den-der-mir-als-Erstes-zugelaufen-ist, ist ein Krampf. Das kann der sein, der einfach grad als Erster aufgewacht ist.“ Bis aus Kanada kommen ihre Käufer, weil sie hier wesensfeste Hunde finden, schussfest und keine Angstbeißer. Leitner: „Wenn dem ein Kind in der Nase bohrt, knurrt er maximal kurz oder geht weg. Beißen würde er nie!“ >> Interessanter Link www.gebirgsjaegerhof.de

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