Süßkartoffel: die gesunde Knolle

von Redaktion

VON STEPHANIE EBNER

Manchmal muss man eben doch in die Ferne schweifen, um zu erkennen, dass das Gute so nah liegen kann. Das etwas abgewandelte Sprichwort trifft auf das Ehepaar Wenig aus Moorenweis im Landkreis Fürstenfeldbruck voll zu: Die beiden Jungbauern Regina und Ferdinand waren kurz vor dem Lockdown mit Freunden in Sri Lanka. Dort entdeckten sie die Süßkartoffel für sich. Dabei handelt es sich zwar auch – wie bei der herkömmlichen Kartoffel – um ein Knollengemüse, das in der Erde wächst, doch damit hat es sich eigentlich schon mit den Gemeinsamkeiten.

„Sie schmeckt und wird in der Küche so vielseitig eingesetzt. Das hat mich fasziniert“, sagt Regina Wenig (25). Und ihren Mann Ferdinand (28) dazu inspiriert, die Süßkartoffel selbst einmal zu setzen.

Der Versuch hat funktioniert. Aus einem kleinen Feld ist mittlerweile ein Wirtschaftszweig geworden. Die Wenigs bauen mittlerweile um die 15 Tonnen Süßkartoffeln an und sind eine der wenigen Bauern, die die Süßkartoffel im Raum München biologisch kultivieren.

„Der Anbau funktioniert gut“, sagt Ferdinand Wenig. Der studierte Maschinenbauer hat dazu die benötigten Landmaschinen eigenhändig umgebaut. „Gängige Maschinen gibt es hierzulande noch nicht“, sagt er. Denn die Süßkartoffel sei ein kleines Sensibelchen, das aber gerade mit trockenen Sommern gut zurecht kommt. „Viel muss händisch erledigt werden“, sagt der junge Landwirt. Und besonders bei der Ernte müsse sehr sorgfältig gearbeitet werden. Denn die Schale der Süßkartoffel ist sehr empfindlich, die Oberfläche kann leicht beschädigt werden. Diese festigt sich erst mit der Lagerung.

Frau Regina, die neben Agrarmarketing noch eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin gemacht hat, arbeitet mit der Süßkartoffel in der Küche. Regelmäßig steht die Knolle auf dem Speiseplan. „Es ist spannend, was man aus ihr alles machen kann.“ Sogar roh könne man die Süßkartoffel verzehren, anders als die Kartoffel. „Das Gemüse isst man etwa geraspelt oder in Stifte geschnitten im Salat.“

Sogar Süßspeisen kann man mit der Süßkartoffel zubereiten, weiß die Landwirtin, beispielsweise Muffins. Doch heute konzentriert sich Regina Wenig auf salzige Speisen, die sich schnell kochen lassen. „Sie schmecken aber auch einfach als Ofenkartoffel“ – so mag sie Reginas Mutter am liebsten. Deren Tipp lautet: „Mit Schale gegart, bleibt mehr Geschmack erhalten. Essen lässt sich die feste Schale allerdings kaum.“

Regina Wenig ist als eine von vier Töchtern in Moorenweis auf dem elterlichen Hof aufgewachsen. Vater und Mutter haben den Mädchen die Liebe zur Landwirtschaft vererbt: „Es ist wirklich außergewöhnlich. Alle sind wir der Landwirtschaft treu geblieben“, erzählt die junge Landwirtin mit einem strahlendem Lächeln. Doch erst mit ihrem Ferdinand war ihr klar, dass sie den Hof der Eltern übernehmen wollte. Auch er ist in der Landwirtschaft groß geworden und liebt die Arbeit auf dem Feld: „Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen.“

Mit der Süßkartoffel hat das junge Paar – es hat erst in diesem Sommer geheiratet – ein Produkt gefunden, das nicht jeder anbaut. „Unser Land“ vertreibt die Süßkartoffeln ebenso wie einige ausgewählte Supermärkte und Hofläden. Während sich die Süßkartoffel in unserer Gegend erst etablieren muss, hat das Gemüse in den USA Ende November Hochkonjunktur. Dort ist sie zu Thanksgiving als Begleitung zum traditionellen Truthahn ein Muss: als Püree mit Nüssen überbacken oder als Auflauf. Die Süßkartoffel ist eben vielseitig einsetzbar.

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