Alle wichtigen Fakten zur Volkskrankheit

von Redaktion

Die Deutsche Herzstiftung erklärt, wie Sie Vorhofflimmern erkennen und welche Therapien infrage kommen.

Das passiert im Herzen

Vorhofflimmern wird durch elektrische Störimpulse im Reizleitungssystem des Herzens ausgelöst. Beim unregelmäßigen Herzschlag ziehen sich Herzvorhöfe und Herzkammern nicht mehr koordiniert zusammen: Die Vorhöfe zittern und flimmern rasch und unkoordiniert. Dadurch kann sich in den Ausbuchtungen des Vorhofs (Vorhofohr) Blut sammeln, verklumpen und zu kleinen Blutgerinnseln führen. Werden diese ausgeschwemmt und gelangen mit dem Blutstrom in den Kopf, verstopfen sie möglicherweise ein Hirngefäß. Die Folge: ein Schlaganfall.

Die aktuelle Lage

Vorhofflimmern ist hierzulande für 20 bis 30 Prozent der durch Gefäßverschlüsse entstehenden Schlaganfälle verantwortlich. Zu den gerade laufenden, bundesweiten Herzwochen 2022 informiert die Herzstiftung unter dem Motto „Turbulenzen im Herz: Vorhofflimmern“ in Veranstaltungen, Patientenbroschüren, Podcasts und Video-clips unter www.herzstiftung.de/herzwochen über Ursachen, Risikovorsorge sowie aktuelle Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten. „Selbst für Patienten ohne ausgeprägte Symptome kann Vorhofflimmern lebensgefährlich werden und zu Herzschwäche und Schlaganfall führen“, warnt Herzspezialist Prof. Dr. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung.

Die Gefahr erkennen

Die Gefährdung ist sehr unterschiedlich. Junge, herzgesunde Menschen mit Vorhofflimmern sind weniger gefährdet. Alte und herzkranke Patienten haben hingegen ein hohes Risiko, das mit dem Lebensalter und zusätzlichen Erkrankungen steigt. Jeder Zehnte über 70 Jahren hat Vorhofflimmern. Und: Circa 60 Prozent dieser Patienten haben Bluthochdruck – der häufigste Verursacher. Weitere Risikofaktoren sind Überfunktion der Schilddrüse, starkes Übergewicht (Adipositas), Diabetes mellitus, entzündliche Erkrankungen wie Rheuma, chronische Lungenleiden, Schlafapnoe und Gefäßerkrankungen. Auch Herzerkrankungen wie Herzschwäche, Klappenfehler und koronare Herzkrankheit (KHK) sowie chronische Funktionsstörungen der Nieren tragen zum Entstehen von Vorhofflimmern bei – ebenso wie ein ungesunder Lebensstil mit regelmäßigem Alkoholkonsum, Rauchen und Bewegungsmangel. „Jeder kann also viel dafür tun, es gar nicht zu den gefürchteten Komplikationen kommen zu lassen. Mithilfe der Pulsmessung beim Arztbesuch, in der Apotheke oder zu Hause lässt sich zudem leicht ein unregelmäßiger Herzschlag feststellen und so die Schlaganfallgefahr vermeiden“, betont Voigtländer.

Typische Symptome

Dauert das Vorhofflimmern mehrere Stunden oder Tage, spüren Betroffene häufig eine allgemeine Leistungsschwäche. Herzstolpern und Herzrasen sind zudem oft verbunden mit innerer Unruhe und Angst, einem unregelmäßigen Puls oft über 100 Schläge pro Minute, Schwitzen, Schwindelattacken, Luftnot bei Belastung und sogar Bewusstlosigkeit (Synkope). „Herzpatienten sollten dann sofort den Arzt aufsuchen!“, warnt der Rhythmologe Prof. Dr. med. Andreas Götte vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung und Leiter der Abteilung für Kardiologie am St.-Vincenz-Krankenhaus in Paderborn.

Die Therapien

Eine internationale Studie mit 2800 Patienten belegt, dass es bei frühzeitiger Behandlung des Vorhofflimmerns seltener zu schweren Folgen und Todesfällen kam. An erster Stelle stehen meist Medikamente zur Blutgerinnungshemmung („Blutverdünner“), um einen Schlaganfall zu verhindern, sowie Antiarrhythmika und Betablocker. Wenn es nicht gelingt, den normalen Herzrhythmus (Sinusrhythmus) wiederherzustellen, ist eine Katheterablation eine Alternative. „Vor allem jüngere Patienten mit anfallsartigem Vorhofflimmern profitieren davon“, erklärt Götte. Dabei verödet der Kardiologe über den Zugang in der Leiste im linken Vorhof die Mündungsbereiche der Pulmonalvenen mittels Vereisung (Kälte) oder Hochfrequenzstrom (Hitze) und unterbricht damit die Leitungspfade, die das Chaos der elektrischen Signale verursachen. Erfolgsquoten von bis zu 90 Prozent bei Patienten mit anfallsartigem Vorhofflimmern ohne Herzerkrankung sind oft nur zu erreichen, wenn die Ablationsprozedur ein- oder zweimal wiederholt wird.

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