Grippe: Impfung schützt vor Spätfolgen

von Redaktion

VON ANDREAS BEEZ

München – Im Schatten von Corona gibt die Influenza ihr Comeback. Zwei Jahre lang ist die Virusgrippe praktisch ausgefallen, wegen Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen gab’s keine größeren Ausbrüche. Doch seit Anfang Oktober haben sich die wöchentlich gemeldeten Neuansteckungen mehr als verdoppelt. Zum Vergleich: Vor der Corona-Pandemie begann die jährliche Grippe-Welle meist erst im Januar und dauerte drei bis vier Monate.

Doch heuer haben sich die Rahmenbedingungen geändert. „Die Menschen hatten längere Zeit keinen Kontakt zu Influenzaviren, eine Herdenimmunität besteht nicht mehr“, analysiert Prof. Hortense Slevogt von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. Deshalb laufe die Verbreitung in diesem Jahr früher, schneller und heftiger als in den Vorjahren. „Wir empfehlen daher dringend allen über 60-Jährigen, sich so bald wie möglich impfen zu lassen. Dies schützt nicht nur vor der stark grassierenden Influenza, sondern beugt auch bakteriellen Lungenentzündungen vor, von denen sich gerade ältere Menschen in der Regel nur sehr langsam erholen können“, so Slevogt.

Zudem verringere die Impfung das Risiko für dramatische Grippe-Spätfolgen: „Bei Ungeimpften beobachten wir insbesondere im ersten Monat nach der Influenza-Infektion häufiger Herzinfarkte oder Schlaganfälle. Als Spätfolge kann nach mehr als zehn Jahren ein Morbus Parkinson auftreten“, warnt Dr. Andreas Leischker, Impf-Experte von der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie.

Auch Patienten mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) könnten vom Pieks gegen Influenza profitieren. „Bei ihnen tritt deutlich seltener eine Demenz auf, wenn sie sich jährlich gegen Influenza impfen lassen“, so die Mediziner Slevogt und Leischker.

Dass die medizinischen Fachgesellschaften und die Ständige Impfkommission verstärkt die Werbetrommel für die Grippeimpfung rühren, kommt nicht von ungefähr. Derzeit lassen sich in Deutschland nur 47 Prozent aller Menschen die Spritze setzen. Dabei sei das Risiko für eine Ansteckung stark erhöht. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) steigt die Zahl der Arztbesuche wegen Atemwegserkrankungen weiter an. In 71 Prozent der zuletzt vom RKI untersuchten Stichproben wurden sogenannte respiratorische Viren identifiziert: meist Influenzaviren, aber auch sogenannte Respiratorische Synzytial-Viren (RSV), die Babys und Kleinkinder in große Gefahr bringen können (siehe Artikel unten rechts). Auch in bayerischen Kliniken liegen derzeit zahlreiche Buben und Mädchen mit RSV-Infektionen. Manche Stationen platzen aus allen Nähten.

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