Nicht heilende Wunden: So können Orthopäden helfen

von Redaktion

Es ist in Deutschland gängige Praxis, Diabetes-Patienten wie René Hofmann mit schlecht oder gar nicht heilenden Wunden direkt zum Gefäßchirurgen zu schicken. „Das ist in vielen, aber eben nicht in allen Fällen der richtige Weg“, meint Prof. Dr. Alexander Mehlhorn, Leitender Arzt im Fachzentrum für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie in der Schön Klinik München in Harlaching.

Ein Gefäßchirurg hilft, wenn ein Diabetiker unter einer arteriellen Verschlusskrankheit und Ischämie (schlechte Durchblutung des Gewebes) leidet. René Hofmann aber hatte keine Durchblutungsstörung. Er litt unter einer Fußfehlstellung, die in die Hände des Orthopäden gehört. Mit jedem Schritt übte ein zu tief stehendes Mittelfußköpfchen – der Mensch hat an jedem Fuß fünf davon am Übergang vom Mittel- in den Vorfuß – über Jahre Druck auf seinen Fußballen aus. Unter dem Dauerdruck wurde die Wunde unter den Zehen bald größer und tiefer und ging in eine Knochenentzündung über – das Endstadium, in dem zuletzt der Fuß oder Teile davon nicht mehr zu retten sind.

René Hofmann hatte Glück, dass er gerade noch rechtzeitig zu Prof. Mehlhorn kam. Der kurze Eingriff in örtlicher Betäubung heißt Distale Minimalinvasive Metatarsale Osteotomie (DMMO) – eine Achsenkorrektur des Knochens. Dabei wird, vereinfacht erklärt, lediglich der kleine Fußknochen durchtrennt. Und dann heißt es – Laufen! Der verformte Knochen rutscht auf diese Weise von allein zurück in die richtige Position und wächst auf natürliche Weise an der richtigen Stelle wieder an. So verschwand der Druck und die Wunde heilte endlich.

„Der Eingriff stammt aus der Fußphysiologie für Menschen mit Fußfehlstellungen, die seit etwa fünf Jahren in den USA, Frankreich und Spanien zunehmend an Bedeutung für die Behandlung von Diabetes-Patienten mit Fußfehlstellungen gewonnen hat“, so der Orthopäde. Professor Mehlhorn hat bereits etwa 100 Fälle auf diese Weise operiert: „Bei neun von zehn Patienten hat das wunderbar geklappt. Es ist noch eine junge Erkenntnis, die sich nun auch in Deutschland durchzusetzen scheint.“ Und die immer wichtiger wird – „vor dem Hintergrund, dass in Deutschland jährlich 500 000 Menschen neu an Diabetes erkranken und derzeit bereits zwei Millionen Menschen Diabetes haben, ohne es zu ahnen.“

Einer von vielen Gründen, warum Prof. Mehlhorn eng mit der Wundambulanz (www.bfw-wundambulanzen.de) im Isar Klinikum an der Sonnenstraße und den ebenfalls dort praktizierenden ärztlichen Kollegen der Abteilung für Gefäßchirurgie zusammenarbeitet. Dort landen oft die schweren, teils auch falsch diagnostizierten Fälle: „Für Menschen in diesem fortgeschrittenen Stadium geht es da nämlich bereits um die Rettung des Fußes oder gar des Beines.“

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