Mastodon ist ein Dienst aus Deutschland, der zuletzt Millionen neuer Nutzer gewonnen hat. Er gilt als „Twitter ohne Nebenwirkungen“ und als das „freundliche Twitter“. Wir verraten, was Mastodon kann, wie es funktioniert, und wie genervte Twitter-Nutzer am besten umsteigen.
Das ist Mastodon
Erfinder ist der Thüringer Programmierer Eugen Rochko, der 2016 eine Alternative zu den kommerziellen sozialen Netzwerken schaffen wollte. Das Ergebnis ist Mastodon, hinter dem kein Unternehmen, keine Konzernzentrale und keine finanziellen Interessen stehen. Mastodon ist quelloffene Software, die von Mitgliedern weltweit auf ihren Servern betrieben wird. Symbol der Plattform ist der Urzeit-Elefant Mastodon aus der Familie der Mammuts. Laut Erfinder Rochko, der ursprünglich aus Russland stammt, hat ihn aber die Heavy-Metal-Band Mastodon aus den USA zu dem Namen inspiriert.
Das sind die Vorteile
Der dezentrale Dienst kann nicht pleitegehen, er kann nicht an Musk & Co. verkauft werden, und er lässt sich nicht komplett von Regierungen blockieren. Weil sich die Betreiber nur durch Spenden finanzieren, stellt Mastodon die Interessen seiner Nutzer in den Vordergrund – und nicht die Wünsche von Anzeigenkunden. Es gibt kein Datensammeln, keine Werbung und keine ungebetenen Inhalte à la „Falls du es verpasst hast“. Rochko hat zuletzt mehrere Angebote von US-Investoren abgelehnt und zahlt sich nach eigenen Angaben monatlich 2900 Euro Gehalt aus dem Spendentopf.
Ähnlichkeiten
Auch hier schreiben die Mitglieder kurze Nachrichten, die Links, Bilder oder Videos enthalten können. Allerdings bietet Mastodon dafür 500 Zeichen Platz und nicht nur 280 wie bei Twitter. Die Tweets heißen hier „Toots“. Und es wird nicht gezwitschert, sondern „getrötet“. Auch das Prinzip des „Likens“ gibt es – allerdings mit Sternchen statt mit Herzen, wie in den Anfangszeiten von Twitter. In der alltäglichen Praxis im Browser unter mastodon.social oder mit den kostenlosen Apps für iOS und Android fühlt sich die Nutzung ganz ähnlich an wie bei Twitter. Es gibt nicht nur die offizielle Mastodon-App, sondern auch andere Programme mit Funktionen wie Metatext, Toot! oder Tusky. Twidere zeigt Mastodon und Twitter sogar parallel an.
Unterschiede
Es gibt nicht ein Mastodon, sondern tausende. Jeder Nutzer kann (aber muss nicht) sein eigenes Mastodon auf einem Server installieren und öffentlich zugänglich machen. Diese Gruppen heißen „Instances“. Und es gibt sie zu den verschiedensten Themen, wie die Übersicht unter https://instances.social zeigt. Es gibt ein Mastodon für Kunst (mastodon.art), eines für München (muenchen.social) oder eines für Metal-Fans (metalhead.club) – und viele mehr. Dort treffen sich Nutzer mit gemeinsamen Interessen.
Aber: Jeder Nutzer sieht zwei Timelines – die aus seiner aktuellen Gruppe und zusätzlich die „föderierte“ Anzeige, die das komplette Mastodon abbildet. Alle Mitglieder können also miteinander kommunizieren, egal, in welcher Gruppe sie angemeldet sind.
Sicherheit
Jeder Betreiber einer Gruppe stellt die Regeln auf, die für seine Nutzer gelten. Welche Bestimmungen gibt es für Sicherheit, Privatsphäre und für „explizite“ Inhalte? Wie wird mit Hassbotschaften verfahren? Unerwünschte Beiträge und Nutzer lassen sich so schnell in den Griff bekommen. Übereifrige Administratoren können damit aber auch zum Problem werden. Doch wer mit seiner Gruppe unzufrieden ist, kann wechseln – und den großen Rest von Mastodon weiterhin nutzen.
Einstieg
Wem soll ich folgen? Wie bekomme ich selbst Follower? Und welche Gruppe passt zu mir? Das ist bei Mastodon nicht ganz unkompliziert. Aber auf der deutschsprachigen Einstiegsseite unter joinmastodon.org ist alles gut und verständlich erklärt. Und wer wissen will, ob seine Twitter-Kontakte auch schon bei Mastodon an Bord sind, kann das mit einem Werkzeug (movetodon.org) prüfen. Wer sich ein wenig Zeit für den Einstieg nimmt, wird sich schnell so wohlfühlen wie bei Twitter – nur ohne Elon Musk und mit viel weniger Hassnachrichten und Pöbeleien.