>> Mit den Attributen „Silber“ oder „Blau“ beschreibt man Hunde, die über ein mausgraues bis hin zu einem anthrazitfarbenen Fell verfügen. Hundekäufer finden das außergewöhnlich, man will sich mit einem besonders schönen Tier schmücken. Aber für die Hunde ist das womöglich fatal. Vom Trend zur „Blue Line“ sind derzeit vor allem Französische Bulldoggen und American Staffordshire Terrier betroffen. Und die Farben Silber (ein verdünntes Braun), Charcoal (ein aufgehelltes Schwarz) und Champagner (versilbertes Gelb) zieren aktuell vermehrt Labradore. Alles wohlweislich keine Rassestandards des internationalen Dachverbands Fédération Cynologique Internationale (FCI). Die Ursache für die außergewöhnliche Fellfärbung ist das sogenannte Dilute-Gen, von Englisch „to dilute“, auf Deutsch „verdünnen“. Es bewirkt die Verklumpung und Verkleinerung der Pigmentkörnchen und sorgt so für die aufgehellte Färbung. Das Dilute-Gen beeinflusst bei diesen Rassen aber leider nicht nur die Fellfarbe, sondern es erhöht massiv das Risiko für die Krankheit CDA (Farbmutantenalopezie). Hunde erkranken schon in jungen Jahren an Hautpigmentierungsstörungen und Fellverlust, jede noch so kleine Hautabschürfung führt zu kahlen Stellen mit Hautausschlag. Der Magen-Darm-Trakt kann empfindlich werden, Immunschwäche kann dazukommen, eigentlich harmlose Infekte nehmen einen heftigen Verlauf. Die gesamte Lebensqualität ist eingeschränkt und viele Tiere sterben in jungen Jahren.
Das Dilute-Gen kommt bei vielen weiteren Rassen vor, beispielsweise auch beim Deutschen Dobermann. Die Erkrankung heißt „blue-doberman-syndrom“, weshalb bei ihm die Zucht mit der Farbe „Blau“ verboten ist und sogar unter das Qualzuchtverbot (§11b Tierschutzgesetz) fällt. Aber nicht alle Rassen sind betroffen: Beim Weimaraner ist das verdünnte Braun kein Problem. Genetiker an der Uni in Bern arbeiten an solchen Fragen: Wahrscheinlich fehlen bei dieser Rasse diejenigen Gene, die in Interaktion mit dem Dilute-Gen führen. Ein seriöser Züchter wird sicher keine Verpaarungen vornehmen, bei denen Hunde mit verdünnter Fellfarbe entstehen können! Und für Hundekäufer heißt das: Ein guter Hund hat keine dieser Modefarben. Wer die Auswahl des Hundes nur nach dem Ton seines Fells trifft, unterstützt – ob wissentlich oder unwissentlich – Tierquälerei!