München/Hannover – In Deutschland sind mehrere Millionen Menschen von einer chronischen Leberentzündung, auch Hepatitis genannt, betroffen. Wichtige Auslöser sind Infektionen mit Hepatitisviren. Aber auch die Zahl der Hepatitisfälle als Folgeerkrankung der nicht alkoholischen Fettleber wird in den nächsten Jahren deutlich steigen.
Das Problem ist: Die Leber leidet lange still. Beschwerden in Form von Schmerzen oder einer Gelbfärbung der Augen und Haut zeigen sich erst, wenn die Leber schon schwer geschädigt ist.
Doch so weit muss es nicht kommen. Seit Oktober 2021 ist das Screening auf Hepatitis-B- und -C-Viren Teil des Gesundheits-Check-up ab 35 Jahren möglich. So können Infektionen entdeckt werden. Denn die Dunkelziffer ist hoch – und Infizierte stecken Gesunde an, ohne dies zu wissen. „Besonders bei der Hepatitis C, gegen die man nicht impfen kann, gibt es eine hohe Dunkelziffer“, sagt Prof. Brigitte Mayinger vom Helios-Klinikum. Sie macht aber auch Hoffnung: „Das Gute bei der Hepatitis C ist, dass dank neuer Wirkstoffe die Chance der Heilung sehr hoch geworden ist, sie liegt bei weit über 90 Prozent.“
Doch bei der Fettleberhepatitis als Folge der Fettlebererkrankung fehlen bisher geeignete Versorgungsstrukturen. Daher fordert die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) die Aufnahme der Fettleber in die Disease-Management-Programme Diabetes und Adipositas. „Schätzungen gehen davon aus, dass die Anzahl der Fettleberhepatitis-Patienten in Deutschland bis zum Jahr 2030 auf 4,7 Millionen Fälle ansteigen wird. Diese Menschen werden zurzeit in keinem Vorsorgeprogramm aufgefangen – das muss sich dringend ändern!“, appelliert Professor Heiner Wedemeyer, Direktor der Klinik für Gastroenterologie an der Medizinischen Hochschule Hannover an die Politik.
Wird die Hepatitis nicht rechtzeitig erkannt und therapiert, folgen daraus sehr häufig eine Leberzirrhose und ein erhöhtes Risiko für Leberkrebs. „Die Leber verliert mit jeder Hepatitis an Leistungsfähigkeit – bis sie irgendwann ihre Rolle als zentrales Stoffwechselorgan nicht mehr wahrnehmen kann“, erklärt der Hepatologe. Die Folge: Nährstoffe aus der Nahrung können nicht mehr richtig aufgenommen und Giftstoffe nicht mehr ausgeschieden werden. Zudem führt eine nicht therapierte Hepatitis zu Komplikationen wie einer erhöhten Blutungsneigung, Hirnschädigung, Bauchwasserbildung bis hin zum Leberversagen.
Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Impfung gegen Hepatitis B für Säuglinge, Kinder und Jugendliche, Erwachsene in Berufen mit einem erhöhten Infektionsrisiko sowie Menschen mit Immunschwäche. Für Hepatitis C gibt es bislang noch keine Impfung, hierzu wird aber insbesondere in Deutschland intensiv geforscht. svs