Diesen Trick kennt (fast) jeder Netflix-Kunde. Das Passwort des Streamingdienstes lässt sich problemlos mit anderen teilen, mit Freunden, Kollegen oder mit Kindern, die längst außerhalb des eigenen Haushalts leben. Laut der Netflix-Bestimmungen ist das aber verboten. Teilweise, zum Beispiel unter Kollegen im Büro, wird das eigene Passwort sogar für ein paar Euro „Taschengeld“ geteilt. Deshalb soll nun Schluss sein mit der Mehrfach-Nutzung.
Wer darf ein Netflix-Konto nutzen?
Mit den Abos „Standard“ (12,99 Euro im Monat) und „Premium“ (17,99 Euro) lässt sich Netflix weiterhin auf zwei bzw. vier Geräten gleichzeitig nutzen. Aber die Regelung ist klar, so die Nutzungsbedingungen: „Personen, die nicht zu Ihrem Haushalt gehören, müssen sich für ein eigenes Konto registrieren, um Netflix zu nutzen.“ Offiziell war das schon seit Längerem so, nun will Netflix die Vorschrift konsequent durchsetzen. Die US-Firma geht davon aus, dass weltweit mehr als 100 Millionen Nutzer mit geteilten Passwörtern Netflix schauen – „was sich auf unsere Möglichkeiten auswirkt, in großartiges neues Fernsehen und Filme zu investieren“. Wenn viele dieser „Schwarzseher“ künftig bezahlen, soll das das kriselnde Geschäft beleben. Der Plan könnte aber auch komplett schiefgehen. Denn laut einer Studie der US-Investmentbank Jefferies wollen 62 Prozent der Kunden kündigen oder denken über eine Kündigung nach, wenn Netflix das Verbot des Passwort-Teilens konsequent durchsetzt.
Wie ist der aktuelle Stand?
Nach einem ersten Test in Südamerika hat Netflix die Regelung letzte Woche mit Kanada, Neuseeland, Spanien und Portugal auf vier weitere Länder ausgeweitet. Dort müssen Kunden jetzt einen „Haupt-Nutzungsort“ für ihr Konto festlegen, in aller Regel also das heimische WLAN. Wer sein Passwort teilen will, beispielsweise mit Kindern, die nicht mehr im eigenen Haushalt leben, muss über seinen normalen Abopreis hinaus eine Extra-Gebühr bezahlen. Damit sind dann maximal zwei Zusatznutzer an anderen Standorten erlaubt. Dieses Passwort-Teilen kostet 7,99 Dollar monatlich in Kanada und Neuseeland, 5,99 Euro in Spanien und 3,99 Euro in Portugal. Die unterschiedlichen Euro-Preise sollen zeigen, wo die Schmerzgrenze der Kundschaft liegt. In den nächsten Wochen und Monaten kommen weitere Länder dazu, zu denen dann wohl auch Deutschland zählen dürfte.
Wie will Netflix das Schwarzsehen konkret unterbinden?
Es läuft darauf hinaus, dass eine Art Netflix-GEZ anhand von WLAN-Daten, IP-Adressen sowie Informationen zu Geräten und Standorten kontrolliert, ob der Stream tatsächlich am Wohnort des Kontoinhabers läuft. So könnte künftig jeder Nutzer alle 31 Tage verpflichtet werden, sich einmal mit Netflix am heimischen WLAN anzumelden. Jeden Tag und bei jeder Nutzung schaltet sich die Netflix-GEZ wohl nicht ein. Aber wer regelmäßig unterwegs, im Büro oder von einem anderen Standort aus streamt, muss damit rechnen, dass er sich mit einem Einmal-Code anmelden muss, den er per Mail erhält und innerhalb von 15 Minuten eingeben muss. Wer dann noch schwarzsehen will, müsste sich jedes Mal beim Kontoinhaber den Code besorgen. So soll das Passwort-Teilen umständlich und unattraktiv werden.
Was ist auf Reisen?
Hier bietet Netflix Kontoinhabern einen Einmal-Code an, der sieben Tage lang gilt. Die Nutzung ist auch für längere Urlaube möglich – aber nur mit regelmäßigen Codes oder weiteren Abfragen.
Was passiert bei Missbrauch?
Zweit-Zuschauern, denen Netflix auf die Schliche kommt, könnte es passieren, dass der Streamingdienst auf ihrem Gerät gesperrt wird. Der Kontoinhaber muss dagegen zumindest vorerst keine Konsequenzen befürchten.
Welche Möglichkeiten haben bisherige Zweit-Nutzer?
Netflix hofft, dass sie ein eigenes Konto eröffnen. Die günstigsten Tarife sind „Basis“ mit Werbung für 4,99 Euro im Monat und ohne Werbung für 7,99 Euro – beide neuerdings in akzeptabler HD-Bildqualität (720p). Wer „Unterschlupf“ bei einem anderen Nutzer findet, der die neue Zusatzgebühr bezahlt, kann seine Netflix-Daten mit Favoriten und Empfehlungen in ein eigenes neues Unterkonto übernehmen.