Ein Traum ist es für die zehnjährige Julia, einen Sommer auf der wilden Shetland-Insel Unst verbringen zu können. Ihr Vater soll den Leuchtturm verkabeln, in dem sie auch wohnen. Julias Mutter ist dagegen völlig fixiert auf die Sichtung eines Grönlandhaies, vergisst darüber die Familie und neigt immer mehr zu extremen Gefühlsschwankungen. Mal ist sie euphorisch, dann wieder zu Tode betrübt. Bis der Punkt erreicht ist, an dem sie einfach zusammenbricht. Ihre Verzweiflung ist so groß wie die Versuchung, mit Schlaftabletten vor der Realität und ihren Emotionen zu fliehen. Als sie ins Krankenhaus kommt, bricht für Julia eine Welt zusammen. Just zu diesem Zeitpunkt wird tatsächlich ein Grönlandhai gesichtet und Julia hat nur ein Ziel: Den Hai zu finden. Für ihre Mutter. Obwohl sie dabei in große Gefahr gerät.
Einfühlsam und mit viel Empathie wird diese Geschichte über eine psychisch kranke Mutter erzählt und ein komplexes Thema mit viel Poesie und Kreativität nachvollziehbar umgesetzt. Schonungslos wird gezeigt, wie eine psychische Erkrankung die gesamte Familie beeinflusst. Und wie es ist, etwas zu ahnen, es aber nicht wirklich greifen zu können.
Doch nicht nur Julias Sicht der Dinge wird geschildert. Erzählt wird auch von den Nöten des Vaters, an der Seite einer psychisch kranken Frau zu stehen, ihr aber nicht wirklich helfen zu können. Darüber hinaus ist diese Geschichte auch eine über eine innige Freundschaft. Denn Julia und Kin, der auf der Insel lebt, mögen sich und verbringen viel Zeit miteinander. Doch Kin wird gemobbt und weiß nicht, wie er sich dagegen wehren soll. Julia versucht, ihn zu stärken und ihm Selbstvertrauen zu vermitteln.
Gekrönt wird die Geschichte durch zahlreiche atmosphärisch dichte Illustrationen, die dem Thema Tiefgang geben und die raue Umgebung stimmungsvoll einzufangen wissen.