Die Illusion von Freiheit

von Redaktion

Indien war und ist extrem: Die Paläste der Reichen liegen unweit der Slums der Rikschafahrer, Lastenträger und Hausangestellten, dem eigentlichen Rückgrat einer Gesellschaft, die die soziale Ungleichheit zementiert hat. Das unselige Kastensystem, offiziell abgeschafft, erschwert nach wie vor den Aufstieg. Dazu kommt eine tief verwurzelte Diskriminierung der Frauen, die sich vor allem auf dem Land bis heute in eine arrangierte Ehe fügen müssen. Wie dieses System seit jeher ihre Hoffnungen unterdrückt, ihre Würde mit Füßen tritt und furchtbare Schicksale heraufbeschwört, davon erzählt dieser eindringliche, atmosphärisch dichte Roman. In Punjab werden 1929 drei Frauen mit drei Brüdern verheiratet. Wer an wen geraten ist, ist Nebensache, solange die Mitgift stimmt und sich bald ein Sohn einstellt. Die Frauen schuften den ganzen Tag und empfangen nachts ihren Mann, ohne zu wissen, welcher der drei es ist. Ein Konstrukt, das Leidenschaft nicht vorsieht – bis sie sich doch einstellt und das Drama seinen Lauf nimmt. Eine fein gesponnene Geschichte über eine uns fremde Kultur, so erschütternd wie ernüchternd. Matthias Busch

Hervorragend (((((

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