Diagnose Brustkrebs: Das Buch der Hoffnung

von Redaktion

Münchner Wissenschaftlerin schreibt einen Leitfaden für Betroffene, Angehörige & Freunde

VON DORITA PLANGE

München – Mit jährlich rund 70 000 Neuerkrankungen ist Brustkrebs die mit Abstand häufigste Krebserkrankung der Frauen. Betroffene schildern den Moment der Diagnose als existenziellen Schockmoment. Gefolgt von einer Flut von Fragen, mit denen Betroffene und Angehörige häufig überfordert und zeitweise auch alleingelassen waren. Ein Buch gibt nun Antworten: „Brustkrebs – Alles, was jetzt wichtig ist“ (siehe Cover rechts) versteht sich als umfassender, leicht verständlicher Einblick in die atemberaubenden Fortschritte der aktuellen Forschung und Therapien. Eine umfassende und gut strukturierte Orientierungshilfe für die Bewältigung des Alltags in der Zeit der Therapie und den Weg zurück ins Leben.

Geschrieben von einer hoch angesehenen Ärztin und Wissenschaftlerin, die genau weiß, was Erkrankte und Angehörige in allen Phasen dieser schweren Erkrankung durchmachen: Professorin Dr. Nadia Harbeck, Leiterin des Brustzentrums und der Onkologischen Tagesklinik des LMU-Klinikums in Großhadern. Co-Autor Ludger Wahlers ist seit über 20 Jahren als Medizin-Publizist und Verleger tätig.

In ungezählten Gesprächen mit hunderten Patientinnen und Patienten – auch Männer erkranken an Brustkrebs – hat Prof. Nadia Harbeck eine sichere Erkenntnis gewonnen: „Ehrlichkeit im Gespräch – selbst, wenn ich medizinisch nicht mehr helfen könnte – ist das Wichtigste.“ Patientinnen und Angehörige waren ihr stets dankbar für diese Offenheit. Und Nadia Harbeck verstand, dass Patienten den Weg leichter mitgehen können, wenn sie die Wahrheit kennen. „Ich habe viel gelernt von meinen Patienten. Keines ihrer Schicksale lässt mich kalt. Das hat auch mich menschlich weitergebracht.“

Darum schrieb sie dieses Buch

Brustkrebs tritt in verschiedensten Formen auf. Entsprechend anspruchsvoll und für Laien unüberschaubar sind die Therapie-Möglichkeiten. „Ich habe oft gesehen, wie Frauen Faltblätter und Broschüren sammelten, das Internet durchsuchten und an fragwürdige Leute gerieten, die vor allem finanzielle Interessen verfolgen. Das war ein sehr wesentlicher Grund, warum wir dieses Buch geschrieben haben.“

Die Statistik

Statistisch betrachtet wird eine von acht Frauen und einer von 760 Männern im Laufe des Lebens mit der Diagnose Brustkrebs konfrontiert. Das mittlere Erkrankungsalter liegt derzeit bei 64 Jahren. Etwa ein Drittel aller Frauen ist bei der Erstdiagnose jünger als 55 Jahre.

Chance Früherkennung

Acht von zehn Frauen werden heute geheilt – sofern der Krebs noch nicht gestreut hat. Das bestätigt einmal mehr die enorme Bedeutung der Früherkennung für die vollständige Heilung: „Wenn mehr Frauen früher zur Mammografie kämen, sobald sie einen neuen Knoten getastet haben und ihre Brüste selbst regelmäßig abtasten würden, wäre viel gewonnen“, ermuntert die Expertin.

Neue Medikamente

Selbst wenn der Krebs bereits gestreut hat, lässt er sich heute mit neuen Medikamenten oft viele Jahre in Schach halten. „Die Forschung befindet sich gerade am Schnittpunkt ganz neuer Therapien“, bestätigt Prof. Harbeck. „Beim schwarzen Hautkrebs und bei Lungenkrebs hat sich die Prognose in den letzten zehn Jahren bereits entscheidend vor allem durch die Immuntherapie (siehe unten) verändert. Gegen den Brustkrebs können wir seit zwei Jahren zugelassene Medikamente einsetzen.“ Das Allerneueste heißt Enhertu. Es wird im Buch bereits beschrieben. Das Medikament Trastuzumab Deruxtecan ist ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat, das in nicht mehr operablen Fällen das Wachstum der Krebszellen hemmt. Und so den Verlauf der Erkrankung entscheidend aufhalten kann.

Die Immuntherapie

Große Hoffnungen ruhen auf der noch jungen Immuntherapie. Dabei wird das körpereigene Immunsystem unter bestimmten Voraussetzungen durch spezifische Antikörper derart aktiviert, dass es Tumore aus eigener Kraft ohne weitere Therapie und ohne OP heilen kann. „Das Interessante dabei ist, dass sie auch noch nachwirkt. Wir können versteckten Tumoren auf diese Weise – im übertragenen Sinne – die Bettdecke wegziehen. So kann der Körper selbst aktiv werden und seine Selbstheilungskräfte in Gang setzen.“

Praktische Hilfe

Ein wesentlicher Aspekt des Buches beschäftigt sich mit der Bewältigung der Erkrankung. Was tun, wenn die Angst kommt? Wie rette ich meine Beziehung und die Lust? Wie sage ich es den Freunden? Und wo gibt es den Schwerbehindertenausweis oder die Haushaltshilfe? Prof. Harbeck weiß um die Not der Frauen: „Brustkrebs reißt einen aus dem Leben. Nichts ist, wie es vorher war. Nicht nur physisch und psychisch, sondern auch organisatorisch oder sogar wirtschaftlich“, so Prof. Harbeck. „Man hat viele Termine, muss seinen Alltag umgestalten, die Existenz absichern und den Weg in den Beruf zurückfinden.“

Der Weg zurück

Auch erfolgreiche und persönlich rundherum zufriedene Menschen wie Prof. Harbeck haben nicht nur goldene Tage. Entspannung, Abstand und Freude pur findet die gebürtige Münchnerin und Mutter von vier Kindern (19 bis 31 Jahre), wenn sie ihren Hobbys nachgehen kann: Segeln, tauchen, E-Bike-Touren durchs Isartal oder über die Alpen zum Gardasee. „Sich Zeit für Dinge und Menschen zu nehmen, die man liebt, ist überaus wichtig für die psychische Gesundung“, empfiehlt sie ihren Patienten. Und so sind auch Bewegung, Ernährung und Entspannung ebenfalls wichtige Kapitel in ihrem Buch.

Vertrauen Sie dem Arzt

Ein sehr wichtiger Tipp zum Schluss: „Vertrauen Sie Ihrem Arzt und ersparen Sie sich immer neue Recherchen und Zweit- und Drittmeinungen. Große zertifizierte Brustkrebszentren stehen untereinander in Kontakt und sind ständig auf dem neuesten Stand der Forschung. Dort befinden Sie sich wirklich in den allerbesten Händen.“

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