Ein Tag im Leben eines Mannes. Mit Frau, drei Kindern und einem schmucken Haus auf dem Land: Was kann daran erzählenswert sein? Eine ganze Menge, selbst dann, wenn eigentlich wenig passiert, aber beim Ich-Erzähler das Kopfkino Schleife um Schleife dreht, im Geist Wünsche, Ängste und Sehnsüchte kreisen, die seinen ritualisierten Alltag noch öder wirken lassen. Und die böse Stimme in seinem Hirn dröhnt: Wie konnte es so weit kommen? Obwohl der Lebensweg bis hierhin ja wohlüberlegt und aus eigenem Willen gegangen worden ist. Doch was tun gegen die bohrende Frage, was hätte sein können, wenn man hier und da woanders abgebogen wäre? Wäre das Glück anhaltender, der Trott weniger übermächtig geworden?
Je mehr die Gedanken des Mannes rotieren, umso unruhiger wird man selbst beim Lesen, wird gefangen genommen von den vielen Weisheiten, den überraschenden Abschweifungen und klugen Ideen, die im Kontrast zu seinem durchorganisierten Tagewerk stehen. Und die ihn nervös und streitbar machen, bis sich am Abend seine Frau wütend beklagt, dass er immer alles zerdenken müsse. Doch in dem Vorwurf liegt ja die Tragik: Für den Mann sind nur noch seine Gedanken frei, während das Leben ihm längst Fesseln angelegt hat.
Ein Roman, der nachdenklich stimmt und lange nachwirkt. Matthias Busch