Dass sich die Wege von Menschen schicksalhaft kreuzen, ist so alltäglich wie immer wieder fruchtbare Basis für gute Geschichten, ob in Film oder Buch. In dem bildgewaltigen Generationenroman der indischen Autorin Deepti Kapoor bringt der Zufall drei junge Leute zueinander, deren Leben danach eine dramatische Wendung nimmt. Und deren Wünschen und Wollen, Straucheln und Scheitern damit auch stellvertretend für den sich rasant verändernden Subkontinent steht. Ein Land, dessen wirtschaftlicher Aufstieg viele neue märchenhaft Reiche hervorbringt, die privilegierte Stellung anderer hinwegfegt und die Slums um die Megacitys anschwellen lässt mit Menschen, die voller Hoffnung auf ein Stück vom Wohlstand ihr armseliges Leben als Bauern aufgegeben haben.
In dieser Zeit des ständigen Wandels treffen Sunny, Ajay und Neda zusammen. Der großmäulige Sunny ist Spross der Wadia-Dynastie, die ihren Machthunger auch mit Gewalt stillt. Auf Ajay stößt Sunny in einem Dorf im Himalaja, in das er, seine Clique und Aussteiger aus aller Welt jeden Sommer zum Saufen, Kiffen und Feiern einfallen. Ajay ist Kellner in einer Bar, für ihn ein Aufstieg: Schon als Achtjähriger war er von seiner mittellosen Familie an ein kinderloses Paar verkauft worden, nach dessen Tod er wieder auf der Straße gelandet war. Nun überzeugt Sunny ihn, sein schützender Schatten und damit reich zu werden. Die Journalistin Neda, aus traditionsreichem Haus, schreibt gegen die Korruption, die Gier der Clans, deren Gewalt und Gesetzlosigkeit an. Als sie bei der Vorstellung eines Megaprojekts in Delhi Sunny kennenlernt, wittert sie die Chance, über den Sohn die zweifelhaften Geschäfte der Wadias aufdecken zu können. Als sich die beiden ineinander verlieben und Sunny seinen eigenen Weg gehen will, trifft sie der Zorn seines übermächtigen Vaters. Nur der stets loyale Ajay kann die beiden vor seiner Rache schützen – zu einem hohen Preis.
Depti Kapoor zeichnet das Bild einer korrupten und zerrütteten Gesellschaft, in der die Gier regiert, Gewalt und Ausbeutung legitim sind. Ein Raubtierkapitalismus, der das Land zerstört und dessen Opfer an ihrem Versagen selbst schuld sind. Die Handlung, obwohl düster und schockierend, hellen immer wieder Momente der Liebe, des Guten und der Schönheit auf. Ein Hoffnungsschimmer für eine Welt, die außer Rand und Band geraten ist.