STUDIEN IM DETAIL

Darum sterben Frauen häufiger an Infarkt als Männer

von Redaktion

Frankfurt – Frauen haben nach einem Infarkt deutlich schlechtere Überlebenschancen. Schon lange appellieren Herzspezialisten, das Problem ernst zu nehmen, aber es ändert sich nur langsam etwas in den Köpfen von Patientinnen und Medizinern.

Seit Jahrzehnten zeigen Studien, dass Frauen öfter an einem Herzinfarkt sterben als Männer. Die Ursache liegt, wie es scheint, auf beiden Seiten: Frauen suchen oft zu spät Hilfe, werden dann aber auch oft falsch behandelt, berichtet die Kardiologin Prof. Christiane Tiefenbacher, Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung. Die Wahrscheinlichkeit, nach einem Herzinfarkt zu sterben, ist bei Frauen mehr als doppelt so hoch wie bei Männern, wie erst kürzlich wieder eine Studie zeigte, die in Prag bei einem Kongress der European Society of Cardiology (ESC) vorgestellt wurde.

Ein Grund ist, dass sich die Symptome bei Männern und Frauen unterscheiden. Bei Frauen träten häufiger weniger eindeutige Symptome auf, sagt Kardiologin Tiefenbacher – etwa Atemnot, ein Ziehen in den Armen, unerklärliche Müdigkeit, Angstzustände, Schweißausbrüche, Übelkeit oder Erbrechen sowie Schmerzen im Oberbauch oder im Rücken. Der bei Männern typische Brustschmerz stehe bei Frauen häufiger nicht im Vordergrund.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen würden bei Frauen immer noch unterschätzt, betont die Deutsche Herzstiftung zudem. Dabei seien diese Erkrankungen hierzulande mit über 180 000 Sterbefällen pro Jahr die häufigste Todesursache bei Frauen. 18 000 starben laut Todesursachenstatistik 2021 an einem Herzinfarkt. Unter anderem die Anatomie trägt dazu bei, dass es Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt. Das Herz von Frauen ist etwas anders gebaut, wie Tiefenbacher erklärt. Es ist demnach etwas steifer und kleiner, kann sich schlechter dehnen und mit Blut füllen. Ausgeglichen wird das über eine höhere Pumpleistung. Werden Frauen älter, nimmt die Herzgröße ab und das Herz verliert weiter an Elastizität. Eine Herzschwäche bleibe oft lange unerkannt, weil die Symptome – wie Erschöpfung oder Atemnot – als Alterserscheinung abgetan werden. Herz-Kreislauf-Erkrankungen würden bei Frauen immer noch unterschätzt, betont die Deutsche Herzstiftung zudem.

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