Plötzlicher Herztod: So erkennen Sie die Gefahr

von Redaktion

65 000 Opfer jährlich – Viele sind wegen erblichen Risiken gefährdet, ohne es zu wissen

VON SUSANNE SASSE

München/Frankfurt – Man nennt ihn auch den Sekundentod. „Es sind statistisch 178 Tote pro Tag und die Dunkelziffer ist hoch“, sagt Professor Thomas Voigtländer, Vorsitzender der Deutschen Herzstiftung. „Der plötzliche Herztod ist die häufigste Todesursache außerhalb von Krankenhäusern“, betont er. Das Problem für die Kardiologen: Oft werden die Toten nicht obduziert. So werden vererbte Herzkrankheiten oft nicht entdeckt. Zum Schaden für die Angehörigen. Denn liegt eine vererbbare Herzerkrankung vor, dann tragen sie ein 50-prozentiges Risiko in sich, ebenfalls betroffen zu sein und einen plötzlichen Herztod zu erleiden.

Dieser jähe Tod trifft übrigens nicht nur ältere Menschen: In rund 40 Prozent der Fälle sterben relativ junge Menschen im Alter zwischen 15 und 65 Jahren. „Dass auch junge Menschen Opfer sein können, wissen viele nicht“, bedauert die Molekularbiologin Prof. Silke Kauferstein. Sie leitet das Zentrum für plötzlichen Herztod am Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Frankfurt am Main. Sie erklärt: Ursachen des Herztodes im jungen Alter seien neben angeborenen Herzfehlern, Veränderungen der Herzkranzgefäße (Koronaranomalien), Herzmuskelentzündung (Myokarditis) vor allem genetisch bedingte Herzerkrankungen.

„Leider aber sind viele vererbbare Herzerkrankungen in der Bevölkerung weit weniger bekannt als zum Beispiel der sehr viel seltenere Stoffwechseldefekt Mukoviszidose“, sagt Kauferstein. Dabei kommt das Long-QT-Syndrom, bei dem die Reizübertragung im Herzen gestört ist, doppelt so häufig vor wie Mukoviszidose. Einer von 2000 Menschen erkrankt am Long-QT-Syndrom, das wegen der verlangsamten Reizübertragung zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen führen kann. Kauferstein hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, hier aufzuklären: „Vererbbare Herzdefekte müssen nicht schicksalhaft zum Tod führen.“ Zwar verlaufen die Herzerkrankungen oft lange Zeit ohne eindeutige Beschwerden. Aber deshalb sei es umso wichtiger, die Bevölkerung über die Alarmsignale zu informieren. „Das sind zum Beispiel unklare Ohnmachtsanfälle. Oft werden solche Warnsignale nicht erkannt.“

Ein plötzlicher Herztod ist dann gegeben, wenn ein Mensch innerhalb einer Stunde nach den ersten Symptomen stirbt, erklärt Professor Thomas Voigtländer. Blieb der Tod unbeobachtet, dann gilt als plötzlicher Herztod, wenn jemand 24 Stunden vor seinem Tod noch lebend gesehen wurde und an keiner anderen nicht das Herz betreffenden Erkrankung litt.

Die Alarmsignale

. Ohnmachtsanfälle und kurze Verluste des Bewusstseins (sogenannte Synkopen). Diese kommen oftmals bei besonderen Auslösern vor wie Stress, schriller Wecker oder sportliche Belastung.

. Krampfanfälle ohne eindeutige pathologische EEG-Befunde.

. Plötzliche ungeklärte Todesfälle in jungen Jahren in der Familie. Alarmsignale sind auch plötzliche Todesfälle im Wasser oder unerklärbare Autounfälle. Auch wenn es eine bekannte Epilepsie gibt, muss diese nicht die Ursache gewesen sein – dennoch an plötzlichen Herztod denken.

. Herzschwäche oder Herzschrittmacherpflichtigkeit vor dem 50. Lebensjahr.

Mehr Informationen

im Internet zur Initiative „Gemeinsam gegen den plötzlichen Herztod“:

https://herzstiftung.de/junge-herzen-retten

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