Was Frauenbeinen guttut

von Redaktion

VON JENNIFER BATTAGLIA

München – „Ich liebe meine wunderschönen Beine.“ Ein Satz, der laut Dr. Kerstin Schick nur wenigen Frauen mit Überzeugung über die Lippen kommt. Die Ärztin aus München ist Gefäßspezialistin und behandelt im Jahr bis zu 2000 Patientinnen – die meisten von ihnen kommen wegen ihrer Beine. „Oft haben die Frauen schon lange Beschwerden“, sagt Schick. „Und viele schämen sich, weil ihre Beine ganz anders aussehen als das Schönheitsideal.“ In ihrem kürzlich erschienenen Buch „Venusvenen“ schreibt die Medizinerin über gesunde, starke und schöne Frauenbeine. Darin gibt die Ärztin konkrete Tipps, was Frauen bei Krampfadern und Besenreisern tun können.

L statt S: Liegen und Laufen statt Sitzen und Stehen: „Ihre Beine brauchen Bewegung“, sagt die Ärztin. Und damit sei nicht zwangsläufig Sport gemeint. „Laufen Sie jeden Meter, den Sie bekommen können, nutzen Sie jede Treppe.“ Um stundenlanges Sitzen oder Stehen im beruflichen Alltag zu vermeiden, rät die Medizinerin, sich regelmäßig einen Wecker zu stellen. „Stehen Sie auf und bewegen Sie sich für fünf Minuten.“ Als Sportart würde sich vor allem Schwimmen eignen. „Der Druck durch das Wasser von außen auf die Beine ist in der Regel sogar höher als der eines normalen medizinischen Kompressionsstrumpfes.“ Die Kühlung schaffe zusätzliche Linderung.

Für Entlastung der Beine sorgen: „Wenn Sie zur Ruhe kommen, versuchen Sie Ihre Beine etwas höher zu lagern“, sagt Schick. Dabei sollte man darauf achten, dass kein zu ausgeprägter Knick in der Leiste entsteht. Das kann der Fall sein, wenn man die Beine im Sitzen hochlegt. „Besser ist da Liegen. Die Unterschenkel und Füße kann man dann auf Herzhöhe oder ein Stückchen höher ablegen.“

Kompressionsstrümpfe verwenden: „Es ist wirklich ein Segen, dass wir heutzutage Kompressionsstrümpfe haben, machen Sie davon Gebrauch!“, empfiehlt die Ärztin. Medizinische Kompressionsstrümpfe werden auf Rezept verordnet. Geschultes Personal in Apotheke oder Sanitätsfachgeschäft passt den Strumpf an das jeweilige Frauenbein an. „Die Strümpfe gibt es in verschiedenen Farben und Längen und lassen sich dadurch auch modisch in Szene setzen.“ Vor allem in der Schwangerschaft könnten Kompressionsstrümpfe der deutlichen Vermehrung von Besenreisern entgegenwirken.

Altes Hausmittel „Beinwickel“ anwenden: Kühle Wickel mit Quark, Ringelblumenessenz oder ätherischen Ölen wie Wacholder oder Lavendel können helfen, die Stauungsbeschwerden zu lindern. „Besonders wohltuend ist auch eine uralte Heilpflanze“, sagt Schick und meint damit Beinwell (Symphytum officinale). „Aufgetragen, hilft Beinwell bei leichten Entzündungen und Schmerzen.“

Keine Hitze auf kranke Venen:

Bei einem Krampfaderleiden fühlen sich die Beine meist schon per se heiß an. „Vermeiden oder reduzieren Sie deshalb übermäßige Hitze wie in der Sauna oder beim Sonnenbaden“, rät die Ärztin. Wechselduschen können Abkühlung verschaffen, auch könne man die Kompressionsstrümpfe vor dem Anziehen befeuchten.

Kurzfristig zum „perfekten Bein“: Wenn es mal schnell gehen muss, können Besenreiser leicht durch Make-up, sogenannte Camouflage-Cremes, weggepinselt werden. „Abpudern hilft beim unauffälligen optischen Eindruck“, weiß die Ärztin. Von Salben, Gels oder Sprays, die angeblich sichtbare Venen durch dauerhaftes Auftragen reduzieren sollen, hält Schick hingegen nichts. „Dass Besenreiser dadurch verschwinden sollen, erscheint mir aus medizinischer Sicht mehr als fragwürdig“, sagt sie.

Mutig sein: „Die Besenreiser an Ihren Beinen fallen den Menschen in Ihrer Umwelt viel weniger auf als Ihnen selbst.“ Schick plädiert für mehr Selbstakzeptanz. Wenn man unter dem optischen Eindruck aber zu sehr leide, sollte man sich eine Behandlung gönnen. Anders ist es bei Krampfadern: Die sollten immer ärztlich abgeklärt werden – vor allem dann, wenn sie über einen längeren Zeitraum bestehen.

Und was ist mit hohen Schuhen? „High Heels sind weder Verursacher von Krampfadern, noch müssen sie nach einer Diagnose im Schrank bleiben“, sagt Schick. Jedoch würden hohe Schuhe eine „nicht besonders gesunde Körper- und Fußhaltung“ bewirken, weshalb die Medizinerin zu einer moderaten Nutzung rät.

„Das Krampfaderleiden ist eine Volkskrankheit“, sagt die Gefäßspezialistin. „An Venenverengung leiden 50 bis 80 Prozent der Bevölkerung.“ Statistisch gesehen, sind Frauen dreimal mehr betroffen als Männer, was wahrscheinlich auf Hormone zurückzuführen ist. Zu den Symptomen zählen müde und schwere Beine sowie geschwollene Knöchel am Abend. „Meist beklagen die Patientinnen auch einen nervenden Juckreiz.“ Auch im Intimbereich können Krampfadern auftreten.

Das Leiden wird in der Regel vererbt. „Im Normalfall liegen die Hauptvenen unscheinbar unter der Hautoberfläche“, erklärt die Ärztin. Funktionieren die Venenklappen aber nicht mehr richtig, staut sich das Blut. „Die verdickten Gefäße zeigen sich dann an Ober- und Unterschenkel.“ Für viele Frauen sei das hauptsächlich ein optisches Problem, ein Krampfaderleiden kann aber auch, wenn es länger besteht, ernsthafte medizinische Konsequenzen haben. So zum Beispiel Wassereinlagerungen im Gewebe. „Geschwollene Beine sind daher oft auch ein Symptom eines Krampfaderleidens.“

Krampfadern lassen sich sowohl operativ als auch konservativ behandeln. Es gibt verschiedene OP-Verfahren: Bei der sogenannten Crossektomie wird die Vene chirurgisch entfernt. Behandelt man das Krampfaderleiden mittels einer minimal-invasiven OP, verbleibt die Vene hingegen im Gewebe und wird mit Hitze bearbeitet. Der Körper selbst baut die „verschweißte“ Vene anschließend ab. Als dritte Möglichkeit kann die Vene mit einem speziellen Alkohol „weggespritzt“ werden.

Da nicht alle OP-Verfahren von den Krankenkassen übernommen werden, gilt es im Vorfeld die Kostenübernahme zu klären. Wer sich nicht operieren lassen möchte, muss Kompressionsstrümpfe verwenden. „Aber für viele Frauen ist das dauerhafte Tragen keine Lösung.“

„Es gibt einen Unterschied zwischen echten Krampfadern und Besenreisern“, sagt Gefäßchirurgin Dr. Kerstin Schick. „Häufig werden die Begriffe allerdings vermischt – und das auch von Medizinern.“ Über die Hälfte der Deutschen leidet an Besenreisern, ohne dass sie eine funktionale Venenschwäche haben. „Besenreiser sind erweiterte feinste Hautvenen mit einem Durchmesser zwischen einem und drei Millimetern“, erklärt die Ärztin. Sie können vereinzelt am Bein oder in „Nestern“ vorkommen, zeigen sich bläulich oder rötlich gefärbt. „Vor allem bei hellen Hauttypen können sie aufgrund ihrer Erweiterung deutlich sichtbar werden.“

Ob man Besenreiser bekommt oder nicht, ist erblich bedingt. Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten steigt mit den Lebensjahren. Besenreiser können im Rahmen hormoneller Veränderungen auftreten, zum Beispiel während einer Schwangerschaft. „Im Gegensatz zu Krampfadern verursachen sie aber in den allermeisten Fällen nur ästhetische Probleme und haben keine ernst zu nehmenden medizinischen Folgen“, sagt Schick.

Besenreiser können auf zwei Arten behandelt werden: Entweder durch eine Verödungstherapie (Sklerotherapie) oder mithilfe einer Laserbehandlung. „Man greift eher zum Laser, je kleiner, roter und flächiger die winzigen Hautvenen sind“, sagt die Medizinerin. „Je größer die Venen werden, desto eher sollte man sie sklerosieren.“ Beide Therapien seien sicher und nachhaltig. Die Patientin müsse sich aber in Geduld üben. Denn die Veränderungen treten laut der Ärztin erst nach einiger Zeit ein, mitunter sieht es anfangs sogar schlimmer aus als vorher.

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