ERZEUGUNG & VERMARKTUNG
>> Noch immer kursiert die Meinung, auf Kalbfleisch deshalb zu verzichten, weil man keine Babys essen wolle. Eine Ansicht, die auch Michael Sendl aus Peißenberg geläufig ist. Der 66-Jährige ist Bio-Pionier, sein Bio-Supermarkt Biomichl in Weilheim weit bekannt. Als Landwirt bewirtschaftet er 60 Hektar und hatte lange Jahre Rinder in Mutterkuhhaltung. Bis ihm immer klarer wurde, „dass es eigentlich Unsinn ist, Kühe nur zu halten, damit sie Kälber gebären. Eigentlich liegt es ja auf der Hand: Wir haben mit dem Fleckvieh eine klassische Zweinutzungsrasse, in den Milchviehherden fallen Kälber an, die Platz brauchen.“ Sendl kauft nun von einem Bio-Milchbetrieb in Holzhausen bei Landsberg die Kälber und zieht sie auf. Sie werden nach eineinhalb Jahren geschlachtet und zwar direkt in Peißenberg. Rund 40 Tiere pro Jahr bleiben im Biokreislauf und haben gut gelebt. „Obwohl ich mich da selber ein bisschen torpediere“, lacht Sendl, „kann ich nur empfehlen, weniger Fleisch zu essen, dafür aber was G’scheits. Es gibt in Deutschland diese unerklärliche Aversion gegen das Kalb. Fatal ist auch die Ansicht, dass Kalbfleisch ganz hell sein muss. Das geht aber nur, wenn das Kalb vier bis fünf Monate nur mit Milch ernährt wird! Das ist eine ganz ungute Sache. In dem Alter nur Milch zu bekommen und kein Raufutter ist definitiv nicht artgerecht!“ Und auch wer Vegetarier ist, wer Milchprodukte isst, muss sich bewusst sein, dass es Milch nur mit Kälbern gibt, die Respekt verdient haben und kein Abfallprodukt sind. Sendl: „Und dann sollte eines jedem klar sein: Die Kuh ist nicht das Problem, das Problem ist das, was sie frisst. Für Rinder werden klimaschädlich weltweit Futterpflanzen angebaut, die Umweltzerstörung, Bodenerosion und indiskutable Transportwege verursachen. Die Kuh im Oberland ist hingegen sinnvoll, wenn sie auf einer Weide steht! Kühe grasen hier für den Artenschutz!“ >> www.biomichl.de