Arztbesuch mit Demenz: So klappt‘s

von Redaktion

VON SUSANNE SASSE

München – In Deutschland leben 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung. Angehörige von Patienten mit Demenz berichten häufig, dass ein Zahnarztbesuch sehr herausfordernd sein kann, sagt Anja Kälin. Sie ist systemischer Coach und Familientherapeutische Beraterin bei Desideria Care. „Das liegt daran, dass die Kommunikation mit einem Patienten je nach Phase der Erkrankung schwieriger sein kann und es natürlich auch Ängste und Unsicherheiten gibt, etwa weil der Patient die Notwendigkeit der Behandlung nicht mehr verstehen kann.“

Solche Situationen verwirren, überfordern und führen zu unnötigem Stress für alle Beteiligten. Deshalb fordern Anja Kälin und ihre Kollegen von Desideria Care: „Es braucht dringend mehr demenzsensible Zahnarztpraxen, die bei Bedarf auch leicht aufzufinden sind.“ Über die des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität berichten wir auf dieser Seite – doch gibt es hier natürlich Kapazitätsgrenzen. Weiterhin gibt es einige wenige niedergelassene Ärzte wie beispielsweise Vapula Haukongo, die sich auf Patienten mit Einschränkungen spezialisiert haben.

„Bisher ist es oft eine Odyssey einen Zahnarzt zu finden, der auf die speziellen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz gut vorbereitet ist“, sagt Anja Kälin. Von den Ärzten wünscht sie sich neben Geduld bei der Behandlung eine gute Aufklärung, insbesondere im Vorfeld. Aber auch die Angehörigen bzw. Begleitpersonen sind gefragt: „Es braucht die Bereitschaft und das Bewusstsein der Begleitperson, offen mit der Demenz-Diagnose umzugehen und die Arztpraxis in die Problematik einzuweihen, damit sich diese auf die Situation einstellen kann.“

Auch die stationäre Aufnahme in ein Krankenhaus stelle für einen Menschen mit Demenz eine Herausforderung dar, sagt Anja Kälin. Zum einen forderte ihn die Erkrankung körperlich wie psychisch. Gleichzeitig müsse er sich auf die ungewohnte Umgebung einstellen, sich erinnern und Neues lernen zu können. „Die Patienten plagen Fragen wie: Warum bin ich hier? Wie bin ich hierhergekommen? Wie heißen die Personen, denen ich begegne? Wo ist mein Zimmer und wie finde ich zurück in mein Bett?“, erklärt die Expertin. Sie rät, bei einer geplanten Behandlung vorab gut mit dem überweisenden Arzt Nutzen und Risiko einer Behandlung im Krankenhaus abzuwägen. Zudem sei es gut, nach einem demenzsensiblen Krankenhaus in der Region zu schauen. Demenzsensible Krankenhäuser haben beispielsweise angepasste Informationssysteme zur besseren Orientierung, Klinikbegleiter für die individuelle Begleitung und beziehen von Anfang an die Angehörigen in die Versorgung mit ein.

Eine besondere Herausforderung sind Akutsituationen, bei denen Menschen mit Demenz unerwartet in die Notaufnahme kommen. „Grundsätzlich ist es gut, für solche Notfälle vorbereitet zu sein und immer eine Tasche parat zu haben mit Kleidung, Patientenverfügung, Handlungsvollmacht, Medikationsplan und einer Liste mit wichtigen Ansprechpartnern und Bezugspersonen“, rät Anja Kälin. Auch im Krankenhaus ist es empfehlenswert, dass Patienten von ihnen vertrauten Personen begleitet werden und sie persönliche Dinge bei sich haben, die ihnen Halt geben, wie etwa ein Bild der Familie, einen Wecker, das Lieblingskissen oder Ähnliches.

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