Schwimmen zu können, ist keine Selbstverständlichkeit – auch der Mensch muss es erst mühsam erlernen. Primaten wie Gorillas, Orang-Utans, Schimpansen und die kleinen Bonobos beherrschen die Kunst, über Wasser zu bleiben, ebenfalls nicht – sie planschen lieber und paddeln im Notfall um ihr Leben.
Dass das Schwimmen im Tierreich eine durchaus komplexe Sache ist und beim Menschen noch viel Unwissen darüber herrscht, zeigt auch das immer wieder aufkommende Gerücht, dass Kühe einfach untergehen würden, weil ihr Schließmuskel zu schwach sei, sie erst volllaufen und dann absaufen. Was natürlich Fake News – oder Satire – ist. Wie die meisten Säugetiere können die Wiederkäuer durchaus von Geburt an instinktiv schwimmen, wenn, dann natürlich lieber in einem stillen Gewässer. Sommerweiden grenzen gerne mal an Bäche oder Weiher, man sieht Kühe öfter drin stehen, um sich abzukühlen. Falls sie mal den Boden unter der Füßen verlieren, schwimmen sie auch.
Ziegen sind dagegen definitiv wasserscheu, bei Regen sausen sie in einen Unterstand oder unter Bäume. Aber auch die Paarhufer können schwimmen. Es gibt immer mal Polizeimeldungen, die von Ziegenrettungen aus Bächen und Flüssen berichten. Meist fallen Ziegen auf der Flucht ins Wasser, 2011 löste eine Ziege einen Großeinsatz in Trier aus. Sie schwamm am Ende in der Mosel, Polizei und Feuerwehr waren am Start, die Ziege fand das Boot der Retter gruselig und paddelte, was das Zeug hielt. Am Ende konnte ein Feuerwehrler mit einem Lassowurf das Tier einfangen und die wüst meckernde Ziege an Bord ziehen.
Auch Schafe können theoretisch schwimmen, aber sie wissen, dass das sehr gefährlich ist. Was bei einem frisch geschorenen Tier noch gut ausgehen kann, ist beim wolligen Schaf fast immer ein Todesurteil. Die Wolle saugt sich voll und zieht das Tier beim Schwimmen nach unten. Schafe haben aber an Land noch ein ganz anderes Problem. Es sind keine Fake News, dass es für Schafe tödlich sein kann, wenn sie in Rückenlage geraten und selber nicht mehr auf die Beine kommen, weil sie schwanger sind oder in einer Kuhle liegen. Wer also ein Schaf in solch einer misslichen Lage entdeckt, sollte ihm helfen, das kann Leben retten.
Großartig sind natürlich die Bilder von den Bahamas- Schweinen, wie sie vor weißem Traumstrand in glasklarem Wasser paddeln. Vermutlich haben Seeleute die Tiere auf der Insel Big Major Cay zurückgelassen, die seitdem ein paradiesisches Leben haben. Und beweisen, dass Schweine eben richtig gut schwimmen können.
Wie übrigens auch Pferde, wenn auch der Traum vieler Mädels, mit ihrem Liebling schwimmen zu wollen, in vielen Fällen grober Unfug ist. Es gibt Tiere, die mögen Wasser, lassen sich auch gerne abduschen, was aber noch lange nicht heißt, dass sie baden gehen wollen. Pferde haben eine natürliche Scheu vor trübem Wasser. Wer eine Stelle findet, die breit, flach und mit festem Untergrund ist und an der das Wasser nur sehr langsam tiefer wird, kann mit dem Pferd pritzeln – damit darf es auch gut sein. Sich beim Pferd an der Mähne einzukrallen und mitziehen zu lassen, stammt aus Indianerfilmen, aus alten Pferdebüchern oder von Instagram und Co. Schwimmen ist eine große Anstrengung für das Tier, es muss den Kopf über Wasser halten, wenn da noch ein Reiter draufsitzt, wird das fast unmöglich. Und dann sind Pferde noch Fluchttiere: 2020 stand ein Pferd im Emsland im Flachwasser, scheute plötzlich, warf den Reiter ab, rannte in Richtung Seemitte, wo es ertrank.
Auch nicht domestizierte Huftiere schwimmen, tun das aber nur, wenn sie flüchten müssen und in ihrer Not ins Wasser springen. Leider flüchten sie oft vor Hunden, wie im Februar diesen Jahres. Von einem Hund verfolgt, waren drei Rehe von der Wiesbadener Maaraue in den Fluss gesprungen. Einem Feuerwehrboot zu Wasser und einem Spezialfahrzeug zu Lande gelang es, die Tiere zu retten. Doch nachdem sie wieder zu Kräften gekommen waren, büxten zwei Tiere erneut aus: Eines rannte Richtung Mainzer Altstadt, eines zurück in den Fluss, um zurück nach Wiesbaden zu gelangen. Der Altstadtfreund wurde eingefangen und in einen Mainzer Wald verbracht, der Wiesbaden-Fan wurde vom Rettungsboot der Feuerwehr bis zum Ufer begleitet und in einen Wald eskortiert!