Hunderte Medikamente erhöhen die Lichtempfindlichkeit und manche werden sogar giftig

von Redaktion

Im Jahr 2020 ergab eine Untersuchung, dass rund 300 Arzneimittel zumindest theoretisch die Lichtempfindlichkeit erhöhen. Das kann vielfach zu Rötungen, Brennen oder juckender Haut oder Pigmentflecken führen. Daher ist unbedingt angeraten, für ausreichenden Sonnenschutz zu sorgen. „Dieser sollte generell mindestens Lichtschutzfaktor 30 haben, idealerweise aber 50+ und er sollte unbedingt vor UVA- und auch UVB-Strahlen schützen“, erklärt Apothekerin Christiane Scholten, die die Apotheke im Untergeschoss der Münchner Freiheit leitet. Sie erklärt: Die Erhöhung der Lichtempfindlichkeit kommt bei manchen Medikamenten eher häufig, bei manchen selten vor:

. Antibiotika: Hier fallen drei große Gruppen unter diejenigen, die die Lichtempfindlichkeit erhöhen. Das sind zum einen die Tetracycline, zum Beispiel Doxycyclin, die häufig zur ambulanten Therapie von Atemwegsinfektionen, Borreliose, schweren Formen von Akne und weiteren Infektionen im HNO-Bereich, Urogenitaltrakt, Magen-Darm-Bereich oder in den Gallenwegen eingesetzt werden. Die zweite Gruppe, die die Lichtempfindlichkeit steigert, sind synthetische Antibiotika aus der Gruppe der Chinolone wie zum Beispiel Ciprofloxacin, das häufiger eingesetzt wird bei Entzündungen im Zahnbereich oder bei Blasenentzündungen. Die dritte Gruppe der betroffenen Antibiotika sind Sulfonamide. Das sind synthetische Antibiotika. Die eingesetzten Sulfonamide sind: Sulfamethoxazol (in Kombination mit Trimethoprim als Cotrimoxazol, das vor allem bei Harnwegsinfektionen eingesetzt wird, da es sich gut in den Harnwegen anreichert), Sulfadiazin und Sulfamerazin.

. Schmerzmittel und Entzündungshemmer: Viele Medikamente aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antiphlogistika (NSA) wie etwa Naproxen, Diclofenac, aber auch Ibuprofen, können dafür sorgen, dass man schneller einen Sonnenbrand bekommt. Ebenso der Entzündungshemmer Celecoxib aus der Gruppe der selektiven COX-2-Hemmer, der gegen Schmerzen, Entzündungen und Fieber wirkt und zur Behandlung von degenerativen Gelenkerkrankungen, chronischer Polyarthritis und Morbus Bechterew eingesetzt wird. Klassische Schmerzmittel wie Paracetamol und Aspirin erhöhen dagegen die Lichtempfindlichkeit nicht.

. Antidepressiva können die Lichtempfindlichkeit erhöhen, so zum Beispiel sehr häufig das pflanzliche Johanniskraut. Weiterhin auch einige selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer wie zum Beispiel Fluoxetin und Amitryptilin.

. Entwässerungstabletten bringen durch die Hitze eine Doppelproblematik, denn durch das Schwitzen verlieren die Menschen mehr Wasser – deshalb können Entwässerungstabletten gefährlich werden. Zudem erhöhen sie die Lichtempfindlichkeit. Betroffen sind unter anderem die zwei gängigen Mittel Furosemid oder Hydrochlorothiazid (HCT), die sehr viele Menschen auch in Kombination mit einem Bluthochdruckmittel bekommen. Die erhöhte UV-Empfindlichkeit unter HCT-Einnahme ist vermutlich auch eine Erklärung, warum in Studien festgestellt wurde, dass bei langfristiger Einnahme dieser Substanz das Risiko für Hautkrebs erhöht ist.

. Herz- und Bluthochdruckmedikamente: Arzneimittel wie zum Beispiel Amiodaron, Ramipril oder Enalapril, die viele Herzpatienten einnehmen, können eine ausgeprägte phototoxische Reaktion auslösen, das heißt, sie wirken giftig. Daher gilt: Wer solche Medikamente einnimmt, muss noch vorsichtiger mit der Sonne sein, sich ordentlich eincremen mit hohem UVA- und UVB-Schutz und empfindliche Stellen durch Kleidung schützen, also zum Beispiel einen Hut aufsetzen und am Strand, beim Wandern oder Gartenarbeiten Textilien mit UV-Schutz tragen.

. Hormone und Krebsmittel: Einige Hormone wie zum Beispiel Kortison, viele Zytostatika gegen Krebs und zum Beispiel auch Cholesterinsenker wie die Statine (Simvastatin, Pravastatin und Atorvastatin) können ebenfalls die Lichtempfindlichkeit erhöhen.

. Anti-Pilzmittel, die man in Form von Tabletten und Pillen einnimmt, wie etwa Voriconazol oder Itraconazol, können auch die Lichtempfindlichkeit steigern.

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