Prostatakrebs – mit dieser Erkrankung hatte Thomas Schlag schon vor seiner eigenen Diagnose eine schmerzhafte Erfahrung gemacht. „Mein Vater bekam ihn, als er 65 Jahre alt war, und wurde bestrahlt“, erzählt der heute ebenfalls 65-Jährige. Dies nahm er zum Anlass, ab seinem 40. Geburtstag Vorsorgeuntersuchungen machen zu lassen. „2010 wurde dann bei einer Blutuntersuchung ein erhöhter PSA-Wert zwischen 1 und 2 festgestellt, und ich ging häufiger zur Vorsorge, um ihn überwachen zu lassen“, erzählt Schlag. 2015 lag der Wert bei 7,7. „Ich hatte drei Möglichkeiten: Abwarten und weiter beobachten, die Prostata operativ entfernen zu lassen oder die Tumoren durch Bestrahlung vernichten zu lassen.“ Sein Urologe erklärte ihm die drei Möglichkeiten und ihre jeweiligen Vor- und Nachteile. „Abzuwarten, das schied sofort aus für mich, ich hätte nicht mehr schlafen können“, erzählt Schlag. Auch Bestrahlung kam für ihn nicht in Frage. So entschied er sich für die Operation und wurde im September 2015 im LMU-Klinikum operiert. Seitdem ist er regelmäßig bei der Nachsorge. Beim Gespräch zum Thema „gemeinsame Entscheidungsfindung“, also Shared Decision Making, erklärte er seine Beweggründe. Prof. Christoph Stief sagte: „Ihr Fall passt genau mit meiner Lebenserfahrung zusammen: Jeder Mensch hat einen klaren Plan, und was er braucht, sind die Fakten, um dann entscheiden zu können, ohne dass später böse Überraschungen drohen.“ Denn bei Prostatakrebs sind Bestrahlung und Operation von den Ergebnissen vergleichbar. Jede Methode hat aber geringfügige Vor- und Nachteile. So gibt es nach OPs statistisch mehr Fälle von Inkontinenz oder erektiler Dysfunktion, nach Bestrahlungen geringfügig mehr Probleme mit dem Stuhlgang. Jeder Patient setzt andere Prioritäten, sagt Prof. Claus Belka: „Ich habe jüngst einen Opernliebhaber bestrahlt, der Inkontinenz in jedem Fall vermeiden wollte.“