Heilen mit pflanzlichen Antibiotika

von Redaktion

Manche heimische Kräuter wirken antibakteriell, erklärt Jürgen Schneider in seinem neuen Buch

VON SUSANNE HÖPPNER

München – Wenn von Antibiotika im Alltag die Rede ist, denken die meisten an Arzneimittel, die der Arzt zur Behandlung bakterieller Infektionskrankheiten verschreibt. Aber auch die Apotheke der Natur hat viele Heilkräfte auf Lager – und wer sich auskennt, kann die Kräfte in Pflanzen nutzen. Dass dieses Wissen Tradition hat, zeigt zum Beispiel die Tradition des Kräuterbuschen-Bindens zu Mariä Himmelfahrt am 15. August. In diesen Kräuterbuschen, die geweiht und in den Herrgottswinkel gehängt gehören, hatte jedes Haus früher eine kleine, aber feine Zusammenstellung verschiedener Heilkräuter auf Lager. Man muss allerdings auch wissen, wie man sie nutzt.

Die moderne Medizin hat eine große Bandbreite an geprüften Wirkstoffen zur Verfügung – allerdings sind hier nur wenige aus Pflanzen gewonnen. Die meisten Antibiotika gewinnen Pharma-Unternehmen in komplexen Hightech-Laboren aus Pilzen und Bakterien. Oder sie stellen sie künstlich her – teilweise sogar gentechnisch.

Umso überraschender wirkt der Titel des neuesten Buches von Jürgen Schneider: „Heilen mit pflanzlichen Antibiotika“ heißt es und verrät auf 144 Seiten, wie natürlichen Heilmittel aus Garten, Wald, Apotheke, Drogerie und Reformhaus bei Infektionen helfen können. Drei besonders wirksame davon stellt der Autor exklusiv auf dieser Seite vor inklusive Wirkung, Sammelzeit, Inhaltsstoffen und einem Rezept.

Keine Frage – bei schwereren Erkrankungen muss ein Arzt beurteilen, was zu tun ist. „Doch zu oft greifen wir bei grippalen Erkrankungen oder wiederkehrenden leichten Beschwerden zu chemischen Antibiotika – obwohl wir eigentlich nur einen Blick in die Natur werfen müssten. Dort findet sich eine Fülle an Pflanzen, die unsere Beschwerden natürlich lindern und unsere Abwehrkräfte stärken können“, erklärt der erfahrene Drogist und Kräuterexperte Jürgen Schneider. Pflanzliche Antibiotika unterstützen das Abwehrsystem des Körpers dabei, krankmachende Bakterien zu bekämpfen. Notwendig ist dies, wenn Bakterien in den Körper eingedrungen sind und sich vermehren. Dann können sie Entzündungen auslösen und Organe schädigen.

„In Wildpflanzen steckt ein großes Potenzial“

Manche Antibiotika töten die Bakterien ab, andere verhindern, dass sie sich weiter vermehren. Daher kommt auch der Begriff, er leitet sich aus dem Griechischen ab: „anti“ bedeutet gegen, und „bios“ bedeutet Leben. Antibiotika erschweren beziehungsweise verhindern also das Leben von Bakterien. „Und genau dafür steckt in Wildpflanzen großes Potenzial“, so Schneider, „Salbei bei Halsweh und Kamille bei Entzündungen kennen wir alle, aber in der Natur gibt es noch viel mehr zu entdecken.“

Seine Urgroßmutter hat ihre Hausmittel frisch hergestellt, z. B. Ringelblumensalbe oder Zinnkrauttee, und die Faszination für die Heilkräfte der Natur an ihn weitergegeben. In zahlreichen Fortbildungen hat Schneider sein Wissen über Volksheilkunde und Homöopathie erweitert. „Bei der Recherche für mein Buch habe ich mich auch intensiv mit den Empfehlungen der Kommission E auseinandergesetzt“, erzählt der Autor. Die Kommission E ist eine wissenschaftliche Sachverständigenkommission, die das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte unter anderem bezüglich der Registrierung traditioneller Arzneimittel berät und detaillierte Steckbriefe zugelassener Arzneipflanzen erstellt.

„Viele Menschen brauchen nur vier, fünf Heilpflanzen, damit es ihnen gut geht. Jeder hat seine persönlichen Schwachstellen – sei es eine Anfälligkeit für Harnwegsinfekte, Erkältungskrankheiten oder Hauterkrankungen wie Herpes“, berichtet Schneider aus seiner Erfahrung. Kaum jemand hat die große Masse an Kräutern daheim – am besten pickt man sich die Pflanzen heraus, die Linderung für die häufiger auftretenden Wehwehchen versprechen und hält die auf Vorrat.

Auch Stadtbewohner können vorsorgen

Selbst wer in der Stadt wohnt und wenig Zeit für Kräuterwanderungen zum Sammeln hat, kann das ein oder andere Kraut auch ohne eigenen Garten auf dem Balkon pflanzen. So ist man vorbereitet, kann schon bei ersten Anzeichen für einen Infekt pflanzlich gegensteuern und das Immunsystem mit den Heilkräften aus der Natur unterstützen.

Eines ist dem Experten wichtig: „Einen Arztbesuch kann mein Buch auf keinen Fall ersetzen. Bei stärkeren Beschwerden, Fieber oder anderen deutlichen Krankheitssymptomen ist es unbedingt erforderlich, rechtzeitig einen Arzt zur Diagnose aufzusuchen und den Verlauf einer schweren Krankheit gewissenhaft kontrollieren zu lassen“, stellt Schneider klar.

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