Dinkel stand lange Zeit im Schatten seines Verwandten, dem Weizen. Doch jetzt ist das robuste Korn wieder auf dem Vormarsch. Man sagt ihm nach, das beste Getreidekorn zu sein, „es wirkt wärmend und fettend“ (Hildegard von Bingen), ist äußerst verträglich und sehr eiweißreich. Nachdem es lange Zeit in Vergessenheit geraten war, tritt das Korn seit einigen Jahren als Power-Food einen Siegeszug in die heimischen Küchen an. Als Mehl zum Backen oder eben als Dinkelnudeln, die Thomas Dinkel zusammen mit seiner Familie herstellt.
In die Dinkelnudeln von Thomas Dinkel kommt nur eigen vermahlener, „hochwertiger Dinkel-Grieß, frisch aufgeschlagene Eier und etwas Jodsalz“, wie auf der Zutatenliste der Nudeln steht. Denn mit den Eiern fing’s bei den Dinkels auf dem Hof einst an.
Nachdem Thomas Dinkels Großvater seine Rinderzucht aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste, setzte er auf Hühnerhaltung. Damals hatte Hennenzucht aber nicht so ein großes Ansehen wie heute, wo sogar Städter es schick finden im Hinterhof Hühner zu halten. „Willst Du verderben und weißt nicht wie, dann setz’ auf Federvieh.“ Ein Spruch, den der Großvater von Thomas Dinkel häufig zu hören bekam und den Thomas Dinkel heute mit einem breiten Grinsen zitiert. Die Dinkels aber ließen sich nicht beirren. Und sollten Recht behalten.
Als 1985 ein großer deutscher Nudelhersteller beschuldigt wurde, verunreinigtes Ei verwendet zu haben – einer der ersten großen Lebensmittelskandale in Deutschland – hatte Thomas Dinkels Mutter die zündende Idee: „Wir stellen einfach selber Nudeln her. Dann können sich die Leute auf die Qualität verlassen.“
Gesagt, getan. Ganz so einfach war es dann doch nicht – „das Nudelntrocknen ist eine Wissenschaft für sich“, wir mussten viele Versuche im Keller starten. Die erste Nudelmaschine importierte die Familie noch aus Italien. Später entwickelte Thomas Dinkel, ein leidenschaftlicher Tüftler, die jetzige Nudelmaschine selbst.
Mittlerweile produziert die Familie mit ihren Angestellten über 30 Nudelformen selbst. Es sind nicht nur Nudeln aus Dinkelgrieß, sondern auch aus Hartweizengrieß. „Der Renner sind die Spaghetti, sagt Ehefrau Sabine (56). Die Dinkel-Nudeln werden nicht nur im Hofladen selbst und in einigen Geschäften in München und Umgebung verkauft, sondern in ganz Deutschland. Dank Online-Shop. Auch „Unser Land“ vertreibt Nudeln der Malchinger Familie.
Die Dinkels produzieren mittlerweile nicht nur eigene Nudeln, sie stellen auch sogenannte Lohn-Nudeln her. Das heißt, die Landwirte bringen ihre Eier, die Thomas Dinkel und sein Team dann zu Nudeln verarbeiten. Der Vorteil: „Ich muss mich nicht um die Vermarktung der Nudeln kümmern, sondern sie nur produzieren.“ Das Geschäft boomt: 120 Bauern liefern derzeit Eier bei den Dinkels für ihre Nudeln ab.
Seit Thomas Dinkel in die Nudelproduktion eingestiegen ist, träumt er davon, den Dinkel dafür nicht nur anzubauen, sondern ihn auch selbst zu mahlen. 2019 hat er sich diesen Lebenstraum erfüllt. Es war kein einfaches Unterfangen, räumt er ein. Jetzt erst verstehe er den Namen „Kunstmühle“. Denn zum Mahlen gehöre schon einiges dazu, „wir haben lange daran gearbeitet“. Die Mühe habe sich aber gelohnt. Thomas Dinkel sagt: „Die eigene Ware zu verarbeiten macht Spaß.“