München – Die Koffer sind verstaut, alles ist fertig für die lange Reise. Aber haben Sie auch an das Mittel gegen Reisekrankheit gedacht? Solveig Haw – Ärztin und Gesundheitsexpertin der DKV Deutsche Krankenversicherung – erklärt, wie man vorbeugen kann und warum Kinder so oft von der Reisekrankheit betroffen sind.
Wenn sich die Bayern in diesen Tagen auf die Reise Richtung Meer oder Berge machen, hat auch die Reisekrankheit Hochsaison. „Es ist keine Krankheit im eigentlichen Sinn. Die Reisekrankheit entsteht, wenn das Gehirn von den Sinnesorganen widersprüchliche Meldungen über eine Bewegung erhält“, erklärt Solveig Haw. Das geschieht zum Beispiel im fahrenden Auto oder in der Bahn, aber auch auf Schiffsreisen oder bei turbulenten Flügen. Dann meldet das Gleichgewichtsorgan im Ohr eine Erschütterung oder Beschleunigung, die Augen nehmen im Innenraum aber keine Bewegung wahr. Diese nicht übereinstimmenden Reize lösen im Gehirn eine Art Gefahren-Alarm und eine Fehlfunktion des Nervensystems aus. So entstehen zunächst leichte Symptome wie ein flauer Magen oder Unwohlsein. Typisch sind auch häufiges Gähnen, erhöhte Speichelproduktion oder leichte Kopfschmerzen. Später können Schweißausbrüche, Erbrechen oder Kreislaufstörungen hinzukommen. Wer von seiner Empfindlichkeit schon weiß, sollte sich vor der Abfahrt gut ausschlafen und eine leichte, fettarme Mahlzeit zu sich nehmen. Nüchtern zu starten ist keine gute Idee, denn ein leerer Magen ist anfälliger für Übelkeit. Treten erste Symptome auf, hilft es, sich auf einen festen Punkt am Horizont zu konzentrieren oder draußen auf- und abzugehen. Alternativ: hinlegen, Augen schließen und idealerweise schlafen – denn dabei ist der Gleichgewichtssinn ausgeschaltet. Auf gar keinen Fall sollten Betroffene lesen oder sich mit Smartphone, Tablet und Co. beschäftigen. Bei Autoreisen empfiehlt es sich für Erwachsene, vorne auf dem Beifahrersitz oder selbst am Steuer zu sitzen, denn Fahrer sind weniger anfällig für Reisekrankheit. Auch Reisekaugummis oder Dragees mit dem rezeptfreien Wirkstoff Dimenhydrinat sowie Ingwer-Tees oder -Kapseln können die Beschwerden lindern. Eine weitere Alternative aus der chinesischen Medizin können Akupressur-Armbänder sein, die durch Druck auf Nervenfasern wirken. Hier gilt: einfach mal ausprobieren. Wer sehr stark unter Reisekrankheit leidet, sollte vorab seinen Arzt aufsuchen. Der kann dann auch länger wirksame Scopolamin-Pflaster verschreiben – zum Beispiel dann, wenn die Reise mehrere Tage dauert.
Übrigens: Am häufigsten betroffen sind Zwei- bis Zwölfjährige, weil sich ihre Sinneswahrnehmungen noch in der Entwicklung befinden. Eltern sollten darum bereits vor Reiseantritt einen Kinderarzt aufsuchen, der ein geeignetes Medikament gegen Reisekrankheit empfehlen wird. dop