München – Noch einen Schritt weiter in puncto Kritik an der wissenschaftlich nicht erwiesenen Wirksamkeit von Nahrungsergänzungsmitteln und Vitaminpillen geht der Kardiologe und ehemalige Chefarzt Professor Dr. Helmut Gohlke. In der Herzstiftungssprechstunde rät er Patienten – nach seiner persönlichen Meinung gefragt – explizit, „den Kauf und die Einnahme von Vitamintabletten sofort einzustellen“.
Im günstigsten Fall seien diese Pillen lediglich nutzlos, wobei es Hinweise gebe, dass Vitamine in Tablettenform sogar schädlich sein können. Schlimmer noch: „Insbesondere in höheren Dosierungen sollten Vitamintabletten keineswegs als unbedenklich angesehen werden.“ Je nach Vitamin habe sich in wissenschaftlichen Studien zum Beispiel eine erhöhte Tumorrate oder auch eine Verringerung des schützenden HDL-Cholesterins nachweisen lassen. Letzteres wird im Gegensatz zum LDL-Cholesterin als das „gute Cholesterin“ bezeichnet, weil es das Cholesterin aus den Geweben wieder abtransportiert. Ein wichtiger Prozess, dessen Aktivität nicht gesenkt werden sollte.
Darüber hinaus belegen neuere Untersuchungen, dass antioxidative Vitamine (dazu zählen die Vitamin A, C, E sowie Betacarotin) auch den Trainingseffekt bei körperlicher Aktivität vermindern bzw. aufheben. Daraus schließt Prof. Gohlke: „Das allzu stressfreie Leben unter antioxidativer Abschirmung ist also offenbar auch nicht das Ideal!“