München/Heidelberg – Mehrere tausend Herzkatheter-Untersuchungen, die bei Kindern gemacht werden, die älter als ein Jahr sind, sollen nach dem Plan des Bundesgesundheitsministeriums künftig im Regelfall ambulant durchgeführt werden. Bisher galt der Grundsatz, dass die Kinder normalerweise schon am Tag vor der Untersuchung stationär aufgenommen werden. Am Vorabend machte man dann in den speziellen Kinderherzzentren, die solche Untersuchungen am Herzen von Kindern machen können, die notwendigen Voruntersuchungen und legte die Zugänge. Am nächsten Tag wurde dann die Untersuchung des Herzens per Katheter gemacht, teilweise in Vollnarkose. Und in der Nacht nach der Untersuchung blieb das Kind noch zur Überwachung in der Klinik. „Das ist auch begründet, denn laut der Statistik kommt es in drei Prozent der Fälle zu Komplikationen“, sagt Prof. Matthias Gorenflo, der ärztliche Direktor der Klinik für Kinderkardiologie und angeborene Herzfehler am Uniklinikum Heidelberg. „Ich kann und will die Kinder nach einer Herzkatheteruntersuchung nicht sofort nach Hause schicken, das wäre völlig unverantwortlich“, sagt Prof. Gorenflo. Denn bei Kindern wird der Herzkatheter über die Schlagader an der Leiste zum Herzen geführt – bei Erwachsenen ist eine Untersuchung auch über den Arm möglich, was weit weniger risikoreich ist. „Die Gefahr, dass nach einer Punktion der Leistenschlagader eine Nachblutung auftritt, liegt laut Statistik bei drei Prozent und ist damit ernsthaft gegeben“, betont Prof. Gorenflo.
Er schrieb deshalb an alle Koalitionspartner im Bundestag und fragte unter anderem: „Wer haftet für das Versterben im Rahmen einer Nachblutung? Wer haftet für Komplikationen im Zusammenhang mit der Vollnarkose?“ Bei über 80-jährigen Patienten sei die stationäre Aufnahme für eine Herzkatheteruntersuchung weiterhin ohne Probleme möglich. Er fordere deshalb eine klare Regelung, die allen Kindern das gleiche Recht und die gleiche Versorgung wie den über 80-Jährigen zubilligt, schreibt Gorenflo. Was ihn besonders frustriere, sei, dass er bislang keine Antworten auf sein Schreiben erhalten habe. Lediglich von der Fraktion der Grünen kam die Reaktion, man werde das Thema „im Blick behalten“. Für Prof. Gorenflo ist das ein Unding. Denn ohne Not seien so hunderte Kinderleben unnötig in Gefahr gebracht. Und wenn es für jedes Kind künftig eine spezielle Begründung brauche, warum es stationär aufgenommen werden soll, steigere das den bürokratischen Aufwand und die Kosten. „Zudem ist es dann sehr wahrscheinlich, dass die Kassen die Bezahlung der stationären Aufnahme ablehnen.“