Wer ab Mitte August sein Pferd bürstet, wird feststellen, dass es viele kurze Haare abwirft. Der Blick aufs Thermometer sagt: 31 Grad, will das Pferd wirklich schon Winterpelz schieben? Es will, es muss! Die Initialzündung wird in der Zirbeldrüse von der abnehmenden Tageslichtlänge ausgelöst. Der zweite Faktor sind Kältereize, Pferde im Offenstall bilden ein dichteres und längeres Fell aus als Boxenpferde, Robustrassen haben rassebedingt ein dichteres Fell. Das Pferd wechselt zweimal im Jahr das Fell. Der erste Fellwechsel beginnt im Januar und endet damit, dass man in Bergen von Haaren steht. Im Frühjahr wird das lange Winterfell nur nach und nach abgestoßen, erst die Oberhaare, dann die Unterwolle. Zum Vorschein kommt das dünne Sommerfell, das die Pferde je nach Region oft nur fünf Monate tragen.
Ganz anders im Herbst: Die kurzen, glatten Sommerhaare werden meist in wenigen Tagen abgestoßen und zunächst durch kurze Winterhaare ersetzt. Nach und nach werden diese Haare länger, es bildet sich ein zweischichtiger Pelz aus langen Ober- und Unterhaaren wie Plüsch. Oft ist es Dezember, bis das Pferd seinen endgültigen Pelz hat. Der Fellwechsel im Herbst ist meist belastender für das Pferd. Im Frühling wirft es „nur“ ab, im Herbst muss es Pelz schieben. Dies fällt dem gesunden jungen Pferd leicht, ältere oder vorbelastete Pferde hingegen haben dagegen Probleme. Daher ist die Fütterung ganz entscheidend, die Darmgesundheit auch. Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente spielen zusammen, eine gute Funktion der Ausscheidungsorgane Leber, Niere und Darm ist nötig.
„In Bayern ist die Versorgung an Zink und Selen meist mangelhaft. Gerade beim Fellwechsel aber steigt der Bedarf. Es ist ein Irrglaube, dass man im Sommer mehr Selen geben muss, weil das Tier ja schwitzt. Der Fellwechsel verbraucht mehr“, sagt Pferdeexperte Andi Rakowsky aus Habach. „Öle wie Leinöl sind hilfreich, von Natur aus nimmt das Pferd Omega-3-Fettsäuren beim Weidegang durch das frische Grünfutter auf. Im Herbst wird oft aufgestallt, nun macht die Fütterung von Ölen wirklich Sinn. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren werden zum Aufbau jeder Zellwandstruktur benötigt. Das Öl hilft der Haut in seiner Schutzfunktion. Wenn sie weich und geschmeidig ist, bildet die gesunde Haut auch eine Schranke gegen Eindringlinge aller Art. Am Haarkleid sieht man, wie es um ein Pferd steht: Sind die Haare strohig – vergleichbar mit Spliss bei Menschen –, stimmt etwas nicht.“