Scharlach ist wieder auf dem Vormarsch

von Redaktion

Die Zunahme von Streptokokken-Erkrankungen bei Kindern gefährdet vor allem Großeltern

München – Noch vor 150 Jahren starben jedes Jahr tausende von Kindern an der durch Bakterien ausgelösten und hoch ansteckenden Kinderkrankheit Scharlach. Heute lässt sie sich mit Antibiotika so gut behandeln, dass praktisch kein Kind mehr an dieser Krankheit sterben muss. Dennoch schlagen Wissenschaftler Alarm! Denn immer mehr Menschen über 65 Jahre erkranken an Infektionen durch Gruppe-A-Streptokokken, die unter anderem Scharlach auslösen.

In den letzten Jahrzehnten wurden Scharlach-Infektionen immer seltener. Doch nun scheint die Situation erneut umzuschlagen, berichtet die Stiftung Kindergesundheit: Kinderärzte und Apotheker beobachten eine deutliche Zunahme von Streptokokken-Erkrankungen. Das besondere Problem dabei: Viele Antibiotika und Fiebersäfte für Kinder, die zur Behandlung benötigt werden, sind zurzeit nur eingeschränkt oder überhaupt nicht erhältlich!

Wie das Robert Koch-Institut Berlin in seinem Epidemiologischen Bulletin vom August 2023 berichtet, gab es im 4. Quartal 2022 einen für die Jahreszeit ungewöhnlich frühen und starken Anstieg von schweren Infektionen durch Gruppe-A-Streptokokken. Am stärksten betroffen war die Gruppe über 65-jähriger Menschen. Ein Ende des Anstiegs sei jedoch noch nicht abzusehen. Die durch A-Streptokokken verursachten Krankheiten wie Scharlach waren bisher nicht meldepflichtig. Angesichts der beunruhigenden Lage haben jedoch die kinderärztlichen Fachgesellschaften unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie kurzfristig ein Meldesystem für Gruppe-A-Streptokokken-Infektionen und weitere komplizierte Atemwegs-Infektionen bei stationär behandelten Kindern eingerichtet.

Gegen Scharlach gibt es keine Impfung. Der Grund ist, dass es zu viele Unterfälle der Krankheit gibt – deshalb kann man sich auch mehrmals mit Scharlach infizieren. „Auch die Pneumokokkenimpfung hilft nicht gegen Scharlach“, betont der Münchner Allgemein- und Tropenmediziner Dr. Markus Frühwein. „Das sind einfach völlig verschiedene Erkrankungen.“

Der Scharlach ist eine Sonderform der Streptokokken-A-Infektion, der durch spezielle Streptokokken-Typen hervorgerufen wird. Sie sind in der Lage, ein besonderes Scharlachgift zu produzieren, das den typischen Scharlachausschlag auslöst. Bekommt ein Kind hohes Fieber und zeigt Scharlachsymptome wie eine auffallend rote Zunge, sollten die Eltern auf jeden Fall mit einem Kinder- und Jugendarzt Kontakt aufnehmen, empfiehlt Dr. Frühwein. Um weitere Ansteckungen zu vermeiden, sollte das Kind zu Hause bleiben und die pflegenden Personen sollten sich durch Hygienemaßnahmen wie Händewaschen vor der Infektion schützen. Eine Behandlung mit einem ärztlich verordneten Antibiotikum ist meist zehn Tage lang nötig. SUSANNE SASSE

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