30 000 bis 33 000 Insektenarten leben schätzungsweise in Bayern, von denen Biologen bislang 19 325 wissenschaftlich erfasst haben (Stand 2019). Der Schwund der krabbelnden und fliegenden Sechsbeiner ist messbar: Untersuchungen von 150 Grünlandflächen in Deutschland von 2008 bis 2018 ergaben, dass die Biomasse der Insekten um 67 Prozent, die Individuenzahl um 78 Prozent sowie die Artenzahl um 34 Prozent abgenommen haben. Eine Auswertung der Roten Listen zeigt, dass im Trend 45 Prozent der Insektenarten rückläufig sind (Daten von vor 150 Jahren bis 2019). Für einzelne Artengruppen zeigt sich folgender Rückgang: Köcherfliegen 96 %, Tagfalter 64 %, Ameisen 61 %, Zikaden 53 %, Wildbienen 45 %, Laufkäfer 45 %, Schwebfliegen 38 %.
Von 1990 bis 2015 hat die Häufigkeit von Schmetterlingen in Europa um 30 Prozent abgenommen. In Bayern gibt es 13 % Artenverlust, insgesamt 156 Kleinschmetterlinge sind ausgestorben oder verschollen.
Insekten benötigen das ganze Jahr über geeignete Räume, in denen sie rasten und ruhen, fressen und jagen, sich paaren und nisten, Feinden entkommen und überwintern können. Von jeder heimischen Pflanzenart sind durchschnittlich fünf Tierarten abhängig! So ernähren sich Raupen des Tagpfauenauges und zahlreicher anderer bayerischer Schmetterlinge ausschließlich von Brennnesseln, während die Falter selbst an den Blüten unterschiedlicher Pflanzen Nektar saugen.
Eine Tagung an der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege befasste sich vor zwei Jahren auch mit den noch vielen ungeklärten Fragen. So ist nicht sicher, ob Blühflächen tatsächlich die Biomasse an Insekten steigern können, oder ob überwiegend versprengt lebende Individuen zur neuen Fläche gelockt werden. Sicher ist allerdings, dass sehr seltene Arten speziell auf sie abgestimmte Schutzmaßnahmen brauchen, um sich dauerhaft anzusiedeln. Zu Beginn profitieren eher die häufigeren Arten.
Unklar ist auch, was langfristig mit den Insektenpopulationen passiert, wenn Blühflächen wieder zu Ackerland werden. Bestätigt wurde, dass Blühflächen zum Klimaschutz beitragen, weil sie Pflanzenmaterial und damit CO2 in Humus umwandeln und dass die Flächen geeignet sind, um als Pufferzonen für Pestizid- und Düngereinsatz zu wirken.