DIE BLUMENWIESE ALS WISSENSCHAFT
Blühstreifen an Feldern oder als bunte Inseln in der Stadt gelten als Maßnahme, um die Artenvielfalt zu fördern. Doch erste Studien machen deutlich: Nicht alles, was gut gemeint ist, kommt den Tieren wirklich zugute. Verschiedene Arten haben verschiedene Ansprüche. Für Insekten sind beispielsweise das Pollen- und Nektarangebot sowie die Pflanzenarten primär relevant. Wichtig ist also, heimisches Saatgut zu verwenden, damit die an dem Standort vorkommenden Insekten optimal versorgt sind. Für Vögel sind die Struktur der Pflanzen, die Möglichkeit der Nahrungssuche und das Deckungsangebot wichtig. Die Dissertation der Wissenschaftlerin Dr. Nana Wix an der Hochschule Hannover fasst die wichtigsten Erkenntnisse zusammen: Blühstreifen sollten mindestens 1,5 Jahre bestehen, da sich die Artenvielfalt an Pflanzen und auch z. B. an Laufkäfern und Wildbienen im zweiten Jahr deutlich erhöht. Überfahrten und Pflegeeingriffe sollten auf ein Minimum beschränkt werden. Für Wildtiere ist es förderlich, wenn Blühstreifen in verschiedenen Altersstadien aneinandergrenzen. Damit sich Tagfalter, Laufkäfer, Heuschrecken und Wildbienen vermehren können, muss eine ungestörte Überwinterung der Fläche möglich sein. Andernfalls lockt das hohe Blütenangebot Insekten an, deren Reproduktioszyklus im Frühjahr des Folgejahres durch die Wiederaufnahme des Ackerbaus unterbrochen wird. Blühstreifen sollten mindestens eine Breite von sechs Metern haben, dies ist für Tagfalter ausreichend und kann der Vernetzung von Biotopen dienen. Für Brut- und Wintervögel jedoch empfiehlt sich die Anlage von größeren Blühflächen, die genug Deckung und Fluchtmöglichkeiten vor Feinden bieten.