DIE SCHNECKE IM HERBST & WINTER
. Die Tage werden kürzer, die Nachtfeuchte nimmt zu und man sieht mehr Schnecken kriechen. Was die Nacktschnecken betrifft, sind das in Bayern meist die Gemeine Große Wegschnecke, andere kleinere Wegschneckenarten oder Vertreter der Ackerschnecken. Gehäuselosigkeit spart Energie, aber der Schutz fehlt. Nacktschnecken sondern deshalb zähen Schleim ab, der vor Austrocknung schützt. Wie bei allen Tieren ist der Herbst die Zeit, wo man sich Substanz anfressen muss, um den Winter zu überstehen. „Sie gehen dann in Winterruhe, wenn über mehrere Nächte stärkerer Bodenfrost herrscht, das ist das Signal“, sagt Schnecken-Forscher Manfred Colling. Nacktschnecken überwintern unter Laub oder im Boden, sie dürfen nicht erfrieren und sie dürfen nicht austrocknen. Vor dem Erfrieren werden sie durch eine spezielle Salzkonzentration im Blut geschützt, ein bisschen wie der Frostschutz im Auto. Da die Schnecke während ihrer Winterruhe nicht trinken kann, muss sie sich gegen Austrocknung schützen. Das macht sie mit Hilfe einer Schleimschicht um den ganzen Körper. Der Schleim trocknet ein und hält die Schnecke feucht – vergleichbar einer Frischhaltefolie.
. „Hinsichtlich der Fortpflanzung sind bei den Weichtieren verschiedene Typen vertreten. Die meisten Landschnecken sind zwittrig, haben also sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtsorgane. In der Regel findet dennoch eine gegenseitige Befruchtung statt, Selbstbefruchtung tritt eher selten auf. Aufgrund ihrer sprichwörtlich langsamen Fortbewegung ist der Aktionsradius der Schnecken sehr klein. Ihre Chancen, auf einen Paarungspartner zu treffen, sind für eher gering. Deshalb sind Schnecken häufig Zwitter, das bietet doppelt so gute Fortpflanzungschancen, weil sich eine Schnecke mit jedem paarungsbereiten Artgenossen fortpflanzen kann, auf den sie trifft. Manche der Land- und Wasserschnecken sind aber getrenntgeschlechtlich, vor allem solche, die entwicklungsgeschichtlich älter sind als die übrigen Schneckenarten. „Bei der Spitzen Sumpfdeckelschnecke, die in Bayern noch relativ weit in sumpfigen Gräben, Tümpeln, Weiher oder Seen verbreitet ist, werden entwickelte Jungtiere in einer Eihülle abgesetzt“, erklärt Colling. Meist sind es aber Eier, diese werden im August und September in die vorbereiteten Hohlräume in den Boden abgelegt. Aus ihnen schlüpfen dann die Jungschnecken. Zur Überwinterung verkriechen sich die Schnecken in frostfreie Verstecke. Im Oktober/November beginnt dann die Winterruhe. Einige Arten überwintern auch als Ei. Die Eier der Weinbergschnecke haben beispielsweise eine stabile Schale mit Kalkanteil, sie sind nicht nur von einer gallertigen Hülle umgeben wie bei den anderen Schnecken. Wenn die Jungschnecken schlüpfen, fressen sie zur Kalkaufnahme ihre Eihüllen und graben sich dann an die Erdoberfläche. Da ihr Schneckenhaus noch sehr weich ist, fallen sie leichter Fressfeinden zum Opfer. Nur etwa fünf von 100 Weinbergschnecken erreichen die Geschlechtsreife von etwa drei Jahre. Die Weinbergschnecke, die theoretisch bis zu 30 Jahre alt werden kann, verwendet zum Überwintern noch einen weiteren Kniff: Sie sondert kalkreichen Schleim ab, der aushärtet und die Öffnung ihres Hauses mit einem
Deckel abschließt.