München – Immerhin: 40 Prozent des Demenzrisikos hat jeder Einzelne selbst in der Hand. Dies zeigen weltweite Studien zur Demenzprävention. Der Münchner Demenz-Experte Dr. Jürgen Herzog erklärt, wie wir unseren Kopf bis ins hohe Alter möglichst fit halten können.
Das Fitnessprogramm fürs Gehirn startet im Idealfall schon in der Kindheit – hier zeigen Studien, dass eine gute Schulbildung das Risiko für Demenz um sieben Prozent verringert.
In der Mitte des Lebens ist Schwerhörigkeit einer der größten Risikofaktoren, erklärt Herzog: „Wer schlecht hört, steigert das Demenzrisiko um sechs Prozent.“ Zudem kommt es auf einen gesunden Lebensstil an: Es sei wichtig, den Blutdruck zu kontrollieren, denn Bluthochdruck erhöht das Risiko um zwei Prozent. Starkes Übergewicht erhöht das Demenzrisiko um ein Prozent. Der Experte empfiehlt eine gesunde Ernährung und verweist auf die Grundsätze der sogenannten Mittelmeerkost – also mit viel Gemüse, Fisch und gesundem pflanzlichem Fett, etwa Olivenöl. Dies ist auch deshalb wichtig, weil Diabetes das Risiko, später an Demenz zu erkranken, um ein Prozent erhöht.
Zwar lassen sich bei einer genetischen Veranlagung zu einer Alzheimererkrankung die gefürchteten Ablagerungen im Gehirn nicht vermeiden. Wohl aber lohnt es sich, den Kopf fit zu halten, damit die Ablagerungen dann weniger Gedächtnisprobleme verursachen, so Herzog. Der Experte rät zu einem aktiven Leben, bei dem man geistige Reserven aufbaut. Wichtig sind zudem Stressbewältigung und ausreichend Schlaf, um so das Gehirn zu schützen. Auch die Stimmung ist bedeutsam, eine unbehandelte Depression steigert das Demenzrisiko um vier Prozent.
Eine Hirnverletzung erhöht das Demenzrisiko um drei Prozent – ein weiterer Anreiz, nie ohne Helm Rad zu fahren oder Skifahren zu gehen! Auch rät Herzog zu einem Verzicht auf Kopfbälle, denn auch vorerst unbemerkte kleine Schäden können in Summe das Gehirn belasten. Rauchen erhöht das Demenzrisiko um fünf Prozent, übermäßiger Alkoholkonsum um ein Prozent.
Vor allem in der späteren Lebensphase ab 60 Jahren spielt auch die Gemütsverfassung eine erhebliche Rolle, will man eine Demenz vermeiden. Neben der Risikoerhöhung durch eine Depression wirkt auch eine soziale Isolation wie Gift für das Gehirn. Fühlt sich jemand viel einsam und isoliert, erhöht das das Demenzrisiko um vier Prozent.
Bewegungsmangel bewirkt nicht nur einen Muskelabbau – er erhöht zudem das Demenzrisiko um zwei Prozent. Denn das Herz hat eine Schlüsselfunktion auch für das Gehirn, das es mit Sauerstoff und Energie versorgt. Ein gesundes Herz schützt also auch das Gehirn in gewissem Umfang. Zudem trainiert Bewegung das Gehirn, indem durch sie neue Verknüpfungen entstehen. Wer also im Alter noch einen neuen Tanz einstudiert und oft sein Gleichgewicht trainiert, schützt auch sein Gehirn vor Demenz.
Der zwölfte Punkt, der das Risiko von Demenz laut der internationalen Expertenkommission zur Demenzprävention steigert, ist eine hohe Luftverschmutzung. Abgase, Gifte und Feinstaub erhöhen die Gefahr um zwei Prozent.