von Redaktion

München, Mitte der 1980er- Jahre. Eine trostlose Stadt für junge Leute. Sperrstunden, Tanzverbote und eine restriktive Schanklizenz-Politik ersticken Feierexzesse im Keim, während außerhalb Bayerns bei Punk, Wave und Synthiepop oder neuer deutscher Welle die Post abgeht. Subkultur findet im schmuddeligen Glockenbachviertel statt, wo das Tanzlokal Größenwahn um 1 Uhr schließen muss und sich diverse Schwulenbars aus Sorge vor Übergriffen nur mit Klingel öffnen. Zudem drangsalieren Gauweiler und andere CSU-Hardliner die Szene angesichts der Aids-Hysterie mit pogromartiger Stimmung, Überwachung, Razzien und Lokal-Schließungen.

Keine gute Zeit für einen jungen Homosexuellen wie den sensiblen Flori, der von Bad Tölz in die Stadt kommt, um der Kontrolle, der verschämten und versteckten Sexualität auf dem Land zu entkommen. Doch statt in Glanz und Glitter im (Nacht-)Leben einzuschweben, sind es bloß kurze Lust, viel Frust und kalte Herzen, die Flori erwarten. Doch mit Bauernschläue und robustem Egoismus bahnt sich der Taugenichts, der lieber träumt als arbeitet, seinen Weg in eine neue Welt, die ihm schlussendlich auch die – wenn auch vergängliche – erste große Liebe beschert.

Ein beeindruckendes Dokument einer längst verdrängten Zeit, in der Schwule in Bayern viele Repressalien zu erdulden hatten. Matthias Busch

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