„Vergrämung ist zwecklos und verlagert die Probleme nur“

von Redaktion

INTERVIEW Tierärztin Quinten über die Faszination für die Vögel und wie ein gutes Miteinander gelingt

Vor drei Jahren ist die Tierärztin Dr. Doris Quinten in den Ruhestand gegangen, ein Glück für die Tauben der Stadt!

Frau Quinten, was fasziniert Sie an Tauben?

Es handelt sich um sehr intelligente Vögel, die so zahm wie Hunde werden können. In meiner Praxis lebten zwei Tauben, die mal krank zu mir kamen, aber nicht mehr fliegen konnten. Kasimir und Paul sind uns überall nachgelaufen, auf meiner Homepage habe ich sie die Teamchefs genannt. Sie konnten einzelne Leute voneinander unterscheiden. Tauben verfügen über Sinne und Fähigkeiten, die Menschen nicht haben: Sie orientieren sich am Magnetfeld der Erde, können Tempo 120 km/h fliegen.

Wie finden Tauben ein neues Taubenhaus?

Man kann Lockvögel ins Haus setzen. Dabei handelt es sich um Jungvögel, die noch nie geflogen sind. Nach zwei Wochen im Taubenschlag fliegen sie aus und scannen ihre Umgebung. Dann sind sie auf diesen Bereich geprägt und kommen immer wieder zurück, so werden auch Brieftauben geprägt. Die Tauben werden dann weitere Tauben anlocken.

Wird das Problem vor Ort dann nicht größer, weil mehr Tauben kommen?

Nein, ganz im Gegenteil. Die Tauben werden viel weniger sichtbar. Sie sind satt, sie müssen nicht mehr durch die Straßen ziehen und etwas zu fressen suchen. Und es ist die einzige Möglichkeit, die Rate an Jungvögeln zu senken.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Es wäre schön, wenn sich noch mehr Menschen mit uns zusammentun, um sich für Tauben einzusetzen. Wir freuen uns über engagierte Mitglieder. Hausbesitzern kann ich versichern, dass alle Vergrämungsmaßnahmen sinnlos sind. Dabei wird nur viel Geld verschwendet. Kommen Sie gleich zu uns! Betreute Taubenhäuser sind die einzige Methode für ein gutes Miteinander von Menschen und Tauben in der Stadt.

Interview: Susanne Stockmann

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