Münchens Schnitzel de Luxe

von Redaktion

VON STEPHANIE EBNER

So ganz fassen kann Christoph Kunz noch immer nicht, was in den vergangenen drei Wochen passiert ist. Auf Anhieb hat der gebürtige Freiburger zwei Michelin- Sterne erkocht. Klar, er und sein Team haben darauf hin gearbeitet. Doch dass es gleich zwei Sterne werden würden, nur wenige Monate nach der Eröffnung – „nein, damit habe ich nicht gerechnet. Ehrlich.“

Am Morgen nach der Preisverleihung hatten hunderte von interessierten Foodies im Komu angerufen, um zu gratulieren oder gleich einen Tisch zu reservieren. Doch davon bekam Christoph Kunz erst einmal nicht viel mit. Er lag mit 40 Grad Fieber im Bett. Auch zur Auszeichnung nach Hamburg hatte er nicht reisen können. Das bedauert er zutiefst: „Einmal im Leben hätte ich schon gerne die mit zwei roten Michelin-Sternen bestickte Kochjacke persönlich abgeholt.“ Denn als er für Dallmayrs „Alois“ die bestehenden Sterne verteidigte, war er als Newcomer nicht eingeladen.

Der Guide Michelin ist voll des Lobes. In seiner neuesten Ausgabe schreibt er: „Mitten im Zentrum, nur wenige Gehminuten vom Marienplatz bietet Patron und Küchenchef Christoph Kunz eine wunderbar geschmacksintensive Küche ganz ohne Chichi“ – mittags als 4-Gänge-Menü (119 Euro), am Abend als Menü mit acht Gängen (249 Euro). Der moderne Kochstil und reichlich Ausdruck haben die Testesser überzeugt. Auf der Komu-Homepage steht über die zwei Michelin-Sterne: „Für unser noch so junges Restaurant-Konzept bedeutet das die Welt!“

Weil er in der Schule nicht den nötigen Ehrgeiz zeigte, schickte ihn die Mutter einst in den Ferien in die Spülküche eines Restaurants. „Da habe ich in der Küche gesehen, was man mit seinen Händen alles produzieren kann.“ Das Schönste dabei: „Die Menschen erfreuen sich an dieser Arbeit.“ Kunz entschied sich, zwar noch das Abitur zu machen, dann aber eine Kochlehre zu absolvieren. Die Spülküche hatte letztendlich keine abschreckende Wirkung, sondern ihm seinen Lebensweg aufgezeigt.

Christoph Kunz wollte von Anfang an hoch hinaus und nicht nur Schnitzel braten. Eine Aussage, die ihn angesichts seines „Schnitzel & Pearls“-Angebots ein Grinsen ins Gesicht zaubert.

Nach der Ausbildung habe sich eins zum anderen gefügt, er arbeitete in großen Häusern, bis er 2014 bei Dallmayr anfing und dort die zwei Sterne verteidigte. „Ich fühle mich wohl in der Sterneküche. Es ist ein bisschen wie Hochleistungssport.“ Doch irgendwann stand für den Spitzenkoch fest: „Ich will einen eigenen Laden aufmachen.“ Die emotionale und künstlerische Freiheit habe ihn gereizt. „Außerdem will ich dem Gast meine Geschichte auf dem Teller erzählen.“

Jetzt muss er als Patron und Küchenchef nicht nur gut kochen, sondern auch wirtschaften. Mit zwei Michelin-Sternen gehe das jetzt einfacher. „Wir sind gut gebucht“, freut sich der Komu-Inhaber. Er habe bereits einen weiteren Koch einstellen müssen. „Jetzt sind wir zu sechst in der Küche.“ Auf rund 24 Quadratmetern arbeitet ein eingespieltes Team. „Zum Teil kennen wir uns schon viele Jahre.“ Den Kochkünstlern kann man übrigens bei der Arbeit zuschauen – entweder durchs Schaufenster an der Hackenstraße oder wenn man an Münchens einzigem Chefs Table Platz nimmt. „Da können uns die Gäste auf die Finger schauen.“ Und mit dem Küchenteam plaudern – außer in den Stoßzeiten. Und die werden jetzt mit den zwei Michelin-Sternen zusehends mehr.

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