Ein neues Herz für unsere Mama

von Redaktion

Fußball-Weltmeister Paul Breitner (links) und Chirurgie-Professor Helmut Friess werben für Organspende.

Das Siegerfoto einer Kämpferin: Verena Lang kurz vor ihrer Herz-Transplantation mit ihrer Tochter Lisa. © Foto: privat

Pures Glück einer jungen Münchner Familie: Verena Lang (39) hält ihre kleine Tochter Lisa (sechs Monate) auf dem Arm, daneben Ehemann Hannes (32) mit ihrer großen Tochter Leonie (5). © Fotos (2): Jens Hartmann

München – Zwischen dem schönsten Wunder des Lebens und dem schlimmsten Albtraum lagen gerade mal fünf Tage. So kurz war die kleine Lisa erst auf der Welt, als ihre Mama zu Hause in München-Pasing einen schweren Herzinfarkt erlitt. Der GAU im menschlichen Maschinenraum geschah wie aus dem Nichts: Verena Lang geht es scheinbar gut, sie will sich gemütlich zu ihrem Baby aufs Sofa legen. Plötzlich schießt ihr ein stechender Schmerz in die Brust. „Er kam von 0 auf 100“, erinnert sich die Mama. „Ich wusste sofort, dass etwas Schlimmeres passiert sein musste.“ Später stellt sich heraus, dass der Infarkt vermutlich vom Riss eines Herzkranzgefäßes ausgelöst worden ist, Ärzte sprechen von einer Dissektion – vor dem Hintergrund hormoneller Veränderungen in der Schwangerschaft.

Verena schafft es gerade noch, den Rettungsdienst und ihre Schwester anzurufen. Diese wohnt in der Nähe, sie eilt herbei, kümmert sich um Lisa, während die Mama mit dem Sanka abgeholt wird. Das EKG zeigt höchst alarmierende Messwerte. In der Klinik kommt die Patientin sofort ins Herzkatheterlabor, die Ärzte setzen fünf Stents. Diese kleinen Gitterröhrchen aus Metall sollen die verstopften Blutgefäße von innen stützen und wieder öffnen. Alles muss sehr schnell gehen, denn Verenas Herz ist zu einem erheblichen Teil von der Sauerstoffversorgung abgeschnitten. Nach dem Eingriff liegt sie mehrere Tage lang im Koma: „Es war damals nicht klar, ob ich das überlebe.“

Zwar gelingt es den Medizinern, die schwerkranke Frau zu stabilisieren, aber es kristallisiert sich heraus, dass der Infarkt dramatische Schäden angerichtet hat. Sie braucht ein neues Herz, wird auf die sogenannte High-Urgency-Liste gesetzt. Der Begriff steht für besonders hohe Dringlichkeit, die Betroffenen schweben in akuter Lebensgefahr. „Ich fühlte mich wie in einem Horrorfilm, es war kaum zu glauben. Da merkt man plötzlich, wie eng Leben und Tod beieinander liegen“, erinnert sich Verena an die Ausnahmesituation.

Am 18. Januar dieses Jahres erhält die Familie die erlösende Nachricht, dass ein Herz zur Verfügung steht – nur fünf Wochen nach der Geburt der zweiten Tochter. Ein verspätetes Weihnachtswunder, denn es gibt viel zu wenige Spenderorgane. Allein in Deutschland stehen derzeit nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) etwa 9400 Menschen auf der Warteliste. Viele von ihnen sterben. „Ich hatte wahnsinniges Glück“, weiß Verena.

Kurz vor der Operation entsteht ein hochemotionales Foto, das mehr sagt als tausend Worte: Es zeigt die Mama im Klinikbett mit ihrem kleinen Sonnenschein in den Armen. In Verenas Augen funkeln Hoffnung und Zuversicht. Später – nachdem die Transplantation geglückt ist und Verena das Schlimmste überstanden hat – reicht sie das Bild bei einem Fotowettbewerb ein, den das Uniklinikum rechts der Isar initiiert hat (siehe Artikel unten). Die Jury, darunter Ärzte, Patienten und Prominente, kürt die Aufnahme zum Gewinnerfoto. „Vor meinem Herzinfarkt war mir gar nicht richtig bewusst, was eine Organspende bewirken kann. Jetzt spüre ich es am eigenen Leib“, sagt die Preisträgerin.

Heute genießt sie jeden einzelnen Moment mit ihrer Familie – Normalität, die die junge Mama mit tiefer Dankbarkeit erfüllt. „Während der Zeit in der Reha-Klinik habe ich jeden Tag geweint, weil ich meine Familie so vermisst habe.“ Dank der Organspende steht Verena Lang nun wieder mitten im Leben. Genau dies wollten auch die Macher des Foto-Wettbewerbs vom Uniklinikum rechts der Isar zum Ausdruck bringen. „Eine Organspende kann nicht nur Leben retten, sie kann auch die Lebensqualität unserer Patientinnen und Patienten enorm verbessern. Sie gewinnen Lebensfreude und Tatkraft zurück“, sagt Professor Helmut Friess, erfahrener Chef-Operateur und Gründer einer Stiftung, die die Chirurgische Klinik am Rechts der Isar unterstützt (www.stiftung-chirurgie.org). Sie hat gemeinsam mit der Sparda-Bank München für den Fotowettbewerb Geldpreise von 200 bis 750 Euro gestiftet.

Als Botschafter für die Organspende unterstützten auch Prominente wie Paul Breitner den Wettbewerb. „Sich als Organspender registrieren zu lassen, ist einer besten Schritte, den man machen kann“, sagte der Fußball-Weltmeister von 1974. „Man kann aus dem eigenen Leben im Nachhinein neues Leben entstehen lassen.“

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