Vorsicht vor Hautkrebs: Sicher in die Sonne

von Redaktion

Man sollte sich mindestens 20 Minuten vorm Baden eincremen, damit das Mittel gut einziehen kann. © dpa

Sicher die Sonne genießen: Beim Eincremen gibt es einige wichtige Punkte zu beachten. © Christin Klose

München – Der Trend ist ebenso besorgniserregend wie eindeutig: Im 20-Jahres-Vergleich gibt es bereits 75 Prozent mehr Hautkrebsfälle, in naher Zukunft droht sogar eine Verdoppelung. Allein in Deutschland werden jährlich mehr als hunderttausend Patienten wegen weißem oder schwarzem Hautkrebs in der Klinik behandelt, vor allem letzterer, in der Fachsprache Melanom genannt, fordert immer mehr Todesopfer.

Hautkrebs wird immer mehr zur Volkskrankheit, inzwischen erkranken jedes Jahr mehr als 200 000 Menschen daran. Die meisten Fälle werden nach Informationen der Deutschen Krebsgesellschaft im Alter von 75 bis 79 Jahren diagnostiziert. Aber es kann auch Jüngere treffen. Frauen erkranken auffällig oft im Alter von 45 bis 54 Jahren an Hautkrebs. „Besonders wichtig ist es, regelmäßig zur Hautkrebsvorsorge zu gehen. Denn gerade bei schwarzem Hautkrebs ist es entscheidend, ihn frühzeitig zu erkennen und zu beseitigen“, erklärt Dermatologe Dr. Christoph Liebich. Gesetzlich versicherte Patienten haben alle zwei Jahre kostenfrei Anspruch auf diese Vorsorgeuntersuchung.

Mediziner unterscheiden zwei Formen von Hautkrebs. Schwarzer Hautkrebs – malignes Melanom genannt – ist besonders gefährlich, weil er rasch Tochtergeschwulste im Körper bilden kann. Weißer Hautkrebs bildet nur in seltenen Fällen Metastasen.

Das Tragische: Obwohl Ärzte und Krankenkassen gebetsmühlenartig vor der Gefahr durch zu intensive UV-Strahlung warnen, nehmen es noch immer sehr viele Menschen mit dem Sonnenschutz nicht so genau. Bei einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) kamen jetzt besorgniserregende Zahlen ans Licht. So hatte etwa die Hälfte der Befragten in den vergangenen zwölf Monaten einen Sonnenbrand. Bei den 18- bis 34-Jährigen waren es sogar acht von zehn. Obwohl 96 Prozent der Befragten die Krebsgefahr durch UV-Strahlung kennen, schützen sie sich nur ungenügend oder gar nicht davor. Das Paradebeispiel sind gerade Freiluft-Partys und Public Viewing-Events rund um die Fußball-EM. Aber auch bei der Gartenarbeit oder bei Spaziergängen verzichten viele Menschen auf Sonnencreme, Kappe und Sonnenbrille. „Sonnenschutz ist oft nur ein Ferienthema“, analysiert BfS-Präsidentin Inge Paulini.

Auch der Münchner DermatologeLiebich, der in seiner Praxis Dermazent zahlreiche Hautkrebs-Patienten behandelt, ruft zu einem reflektierten Umgang mit der Sonne auf. „Wir sollten uns von dem Schönheitsideal verabschieden, möglichst in kurzer Zeit so braun wie möglich zu werden – weder in der Freizeit noch im Urlaub.“ Auch eine gewisse „Einmal-ist-keinmal-Einstellung“ zu Sonnenbränden sei ein Schmarrn: „Vor allem weißer Hautkrebs entsteht oft vor dem Hintergrund, dass die Patienten ein Leben lang zu stark der Sonne ausgesetzt waren. Ihr Sonnenkonto ist praktisch voll.“ Deshalb gibt Hautarzt Liebich auch eine klare Faustregel aus: „Zwischen 10 und 16 Uhr gilt: raus aus der Sonne und in den Schatten.“

■ Die Schutz-Strategie

Man sollte sich den ganzen Tag über einschmieren. Am besten gleich morgens gründlich und dann alle zwei bis drei Stunden nachcremen. Verwenden Sie einen hohen Lichtschutzfaktor (LSF) von 50. Es gibt sogar noch höhere Schutzstufen, beispielsweise bei Cremes fürs Gesicht. Sie eignen sich gerade für Patienten, die schon mal weißen Hautkrebs hatten, ihr Risiko für einen weiteren Fall und auch für schwarzen Hautkrebs ist erhöht. Allerdings sind Mittel beispielsweise mit LSF 100 wesentlich teurer. Beim Baden und auch beim Sporteln sollte man UV-Schutzkleidung tragen. Für Radler gibt es inzwischen auch langärmelige Kleidung, die selbst bei Hitze angenehm zu tragen ist. Checken Sie zudem den aktuellen UV-Index. Hier helfen Apps und die Homepage des Bundesamts für Strahlenschutz (www.bfs.de). Ab einem UV-Index von 3 sollte man nie ungeschützt in die Sonne gehen.

■ Der Qualitäts-Check

Sonnencreme sollte ein breites Schutzspektrum haben. Dazu gehören Filter beziehungsweise Inhaltsstoffe sowohl gegen UVA- als auch gegen UVB-Strahlung sowie gegen Infrarot-Strahlung. Sonnencreme hält nach Anbruch der Flasche meistens sechs bis zwölf Monate lang, ein Hinweis sollte auf der Rückseite zu finden sein. Wenn die Creme ihre Konsistenz oder ihren Geruch verändert, dann sollte man sie lieber nicht mehr verwenden – schon gar nicht, wenn sie noch aus dem vergangenen Sommer stammt. Lassen Sie die Sonnencreme nicht in der prallen Sonne liegen.

■ Die klassischen Fehler

Vergessen Sie den Kopf und die Augen nicht. Ein Hut oder eine Kappe sind ebenso wichtig wie eine gute Sonnenbrille. Sonnencreme kann man durchaus auch in die Kopfhaut einmassieren, denn unter den Haaren entsteht nicht selten weißer Hautkrebs. Die Augenlider sollte man beim Eincremen nicht vergessen, selbst wenn man eine Sonnenbrille trägt. Besonders wichtig: Überschätzen Sie den Effekt von Sonnencreme nicht! Sie mildert die Belastung durch ultraviolette Strahlen nur ab. Nur weil man sich oft eincremt, bedeutet das nicht, dass man unbegrenzt in der Sonne bleiben kann. Übrigens: Auch im Auto kann man einen Sonnenbrand bekommen, vor allem die Seitenfensterscheiben schützen nicht zwingend davor.

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